Der Schauspieler Volker Muthmann greift ab sofort jeden Donnerstag um kurz vor 21.00 Uhr in sein Bücherregal und zum Telefon. Dann ist er eine Stunde für seine Zuhörerin oder seinen Zuhörer da – und zwar nur für sie oder ihn!

Text: Ulrich Drees | Foto: Frank Stefan Kimmel

In Zeiten von Social Distancing wird Volker Muthmann mit seinem „Literarischen Hausbesuch“ zur Stimme aus dem Off und zugleich zum höchst lebendigen Gegenüber. Interessierte können an der DT-Theaterkasse von Mo.-Fr. von 10.00-14.00 Uhr unter Tel.: 0551/49 69 300 anmelden und sich einen Termin sichern.

Und was machte Volker Muthmann eigentlich im kontaktlosen April?
Hier seine Antwort auf unsere Frage aus der Rubrik: „Was macht gerade?“

„WAS MACHE ICH EIGENTLICH GERADE…? – Das frage ich mich auch zurzeit. Ich irre ein bisschen ohne Rhythmus und Ziel durch meine Tage. Viele Freunde und Kollegen scheinen ja gerade kreativ im Internet zu explodieren … das geht mir überhaupt nicht so. Weder liebe ich die sozialen Medien, noch bin ich in deren Umgang sonderlich geübt. Diese – nennen wir es ruhig – Unfähigkeit, die wahrscheinlich aus einem gewissen Unwillen meinerseits erwachsen ist, trennt mich von einem bestimmten Bereich des modernen Lebens: der virtuellen Selbstvermarktung oder meinetwegen Selbstdarstellung aus professionellen Motiven. Ich glaube, mir fehlt der Empfänger meiner Botschaft. Theater und Spielen ohne die Begegnung mit dem Publikum geht für mich nicht – auch wenn das wie eine Floskel klingt, zumindest aus dem Mund eines Schauspielers. Mein Alter und meine Prägung spielen da sicher eine Rolle. Ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie es Menschen gehen muss, die noch weniger mit digitalen Einflüssen aufgewachsen sind als ich. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich hauptsächlich im Theater arbeite, wegen dieser realen Begegnung mit dem Publikum. Aber zurück zur Eingangsfrage: was mache ich eigentlich gerade? Ich verbringe die meiste Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau – zu Hause, im Garten oder im Wald. Das ist sehr schön, besonders wenn die Sonne scheint. Aber es fehlt mir trotzdem etwas. Ich habe vor ein paar Tagen im Radio ein kurzes philosophisches Feature gehört, in dem es darum ging, dass das Abgeschnittensein in dieser Quarantänesituation, dem so genannten Shutdown, mit ungewissem Ende, uns im Hier und Jetzt gefangen hält. Und zwar ohne die Möglichkeit, uns in die Zukunft denken oder entwerfen oder verwirklichen zu können. Weil diese Zukunft und deren Zeitpunkt ungewiss ist und es sie somit in gewisser Weise gar nicht gibt – im Moment. So ungefähr fühle ich mich. Das ungefähr mache ich zurzeit. Ich bin im Hier und Jetzt gefangen – im Guten, wie im Schlechten. Ich hoffe, dieser eigenartige Schwebezustand geht bald vorüber – und zwar mit gutem Ausgang für alle! Herzliche Grüße.“

Volker Muthmann