Obwohl der Arbeitsmarkt auch wegen Corona in Bewegung ist, wird es für Unternehmen ohne große Personalabteilung immer schwerer, freie Stellen zu besetzen. Hier heißt es regional denken, wie sich Bewerberinnen und Bewerber trotzdem interessieren lassen.
Text: Ulrich Drees | Fotos: Adobe Stock
Alle helfen mit
Die wohl beste Ressource, die ein kleines Unternehmen für seine Mitarbeitergewinnung nutzen kann, ist das eigene Team; denn dessen Mitglieder leben in verschiedenen Ortschaften und sind in Vereinen oder anderen Gruppen aktiv. Sie sind ideale und glaubwürdige Multiplikatoren. Am Anfang jeder Suche steht hier jedoch eine gute Informationsbasis. Nur wenn die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wer gesucht wird und was ihm oder ihr geboten wird, können sie das weitererzählen. Selbstverständlich funktioniert dieses interne Recruiting nur, wenn sich das bestehende Team auch wohlfühlt. Denn nur so kommt es zu Weiterempfehlungen an Verwandte, Freunde und Bekannte. Je nachdem, wie dringend gesucht wird, hilft es vielleicht sogar, eine Belohnung dafür auszusetzen, den oder die Richtige für die gesuchte Position zu finden. Nicht zuletzt ergibt sich eventuell gar die Möglichkeit, dass ein interner Bewerber sich für die zu besetzende Position meldet.
Das Gute liegt so nah
Für Unternehmerinnen und Unternehmer, deren finanzielle Ressourcen für die Mitarbeiterakquise begrenzt sind, ist die Aktivierung des eigenen Netzwerks eine gute Empfehlung, um eine freie Stelle zu besetzen. Angefangen bei der eigenen Familie über Freunde bis hin zu Geschäftspartnern lohnt es sich, davon zu erzählen, dass gerade neue Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter gesucht werden. Persönliche Verbindungen verlieren auch in Social-Media-Zeiten nie ihren Wert, und wer, wenn nicht der Chef oder die Chefin selbst, sollte glaubhaft dafür werben können, dass die Arbeit in ihrem Unternehmen sich zu einem echten Traumjob entwickeln kann.
Erst testen, dann einstellen
In der aktuell angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt kann die Zusammenarbeit mit einem Zeitarbeits-Anbieter eine erfolgreiche Option für die Personalsuche sein. Von dort vermittelte Arbeitnehmerinnen und -nehmer bringen meist die erforderlichen Qualifikationen mit, und im Alltag stellt sich rasch heraus, ob sie für ein Unternehmen infrage kommen. Zwar wird für die Übernahme meist eine Provision in Höhe von zwei Bruttomonatsgehältern fällig, doch diese Kosten sind im Verhältnis zu den gebotenen Vorteilen akzeptabel.
Regional ist Trumpf
Ein ausgereiftes, regionales Marketing ist für jedes Unternehmen sinnvoll. Dazu gehören Inserate in regionalen Medien, wie beispielsweise das „Job-Pocket“ des Stein Medien Verlags, das durch sein ungewöhnliches Format und eine zielgruppengerechte Auslage wirkt. Mögliche Bewerberinnen und Bewerber orientieren sich heute oftmals regional, umso wichtiger ist es auch für überregional aufgestellte Unternehmen, vor ihrer eigenen Haustür auf sich aufmerksam zu machen. Das Ziel ist, dort wo die eigene Mitarbeiterschaft wohnt, nicht nur als gesichtslose Fassade oder schlimmstenfalls gar nicht wahrgenommen werden. Mögliche neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten erfahren, womit sich ein Unternehmen eigentlich beschäftigt und wer dort wie arbeitet. Eine durchdachte Information darüber kann neugierig machen und Interessenten anlocken.
Dem Nachwuchs begegnen
Auch die richtigen Auszubildenden oder Berufsanfänger zu finden, ist für kleinere Unternehmen oft eine Herausforderung. Doch Göttingen und Südniedersachsen verfügen nicht nur über viele gute Schulen, sondern auch über eine breite Hochschul- und Universitätslandschaft. Das bietet zumindest eine vielversprechende Ausgangslage. Um hier den richtigen Eindruck zu hinterlassen und Bewerberinnen und Bewerber für sich zu interessieren, dazu braucht es jedoch einen Plan. Im Zweifelsfall gibt es ja vielleicht Anknüpfungspunkte für eine anfängliche Zusammenarbeit bei einem gemeinsamen Projekt, aus denen sich eine spätere Bewerbung ergibt! Die klassischen Orientierungstage oder Ausbildungsmessen sind weder der einzige noch der erfolgreichste Weg, um sich hier positiv von anderen Unternehmen abzusetzen. Und auch mit Praktikumsplätzen, Bachelor- und Masterarbeiten oder Werkstudenten können Unternehmen in den richtigen Branchen ihren eigenen Nachwuchs aufbauen.
Nützlich
Für Unternehmen, die nur ein kleines Budget in die Suche nach neuen Mitarbeitern zur Verfügung haben, bietet das Internet neben den klassischen Social-Media-Kanälen auch Jobbörsen, wie gigajobs.de, indeed oder finest jobs, auf denen auch kostenfreie Anzeigen verfügbar sind. Zwar steht man als Unternehmen hier neben vielen anderen, aber mit ein wenig Beharrlichkeit ist es trotzdem möglich, Aufmerksamkeit zu generieren. Darüber hinaus können Unternehmen auch auf den Fachkräftebörsen der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammer kostenfrei auf sich aufmerksam zu machen. Sogar ein Inserat bei eBay Kleinanzeigen kann helfen. Nicht zuletzt sollte eine freie Stelle stets auch beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit gemeldet werden, deren Personalvermittler durch ihren Zugriff auf breite Daten einen Überblick über geeignete Kandidatinnen und Kandidaten haben. Auf der Jobbörse der Agentur für Arbeit lässt sich eine Personalsuche veröffentlichen, und wenn es passt – die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) vermittelt gezielt Fachkräfte aus dem Ausland.
Um die Ecke gedacht – Reverse Recruiting
Der heiß gelaufene Arbeitsmarkt sorgt für immer wieder neue Suchangebote. So gibt es inzwischen spezialisierte Websites, auf denen Wechselwillige ihren Lebenslauf und ihre Qualifikationen und Wünsche präsentieren.
Outsourcing
Anfallende Arbeit nicht vom eigenen Team ausführen zu lassen, sondern auswärtig einzukaufen, klingt erst mal nicht nach einer erfolgversprechenden Personalpolitik. Doch auf diese Weise kommt ein Unternehmen nicht nur mit potenziell passenden Mitarbeitern in Kontakt, auch intern kann das richtige Auslagern von Arbeit Potenzial freisetzen, das die vorhandene Lücke füllen hilft.
Active Sourcing
Wer nicht darauf warten will, dass die Bewerbungen zu ihm gelangen, der kann auch selbst aus möglichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auswählen und diese kontaktieren. Auf Websites wie Xing oder LinkedIn lassen sich zahlreiche Profile daraufhin prüfen, ob sie zum Unternehmen passen.