Ende 2022: zusätzlicher Standort in der dritten und vierten Etage des Neubaus im Sartorius Quartier
Der Eintritt in die deutschlandweit aktive rehaneo-Gruppe, neue Therapieangebote und die Einrichtung eines Kältekammerzentrums – in den letzten Monaten hat sich das Göttinger Rehazentrum Rainer Junge für die kommenden Jahre gut aufgestellt.
Interview: Ulrich Drees | Fotos: bloomimages, Rehazentrum Rainer Junge, Sylvia Stein
Herr Weimer, das von Rainer Junge gegründete Rehazentrum ist seit August 2021 ein Teil der rehaneo-Gruppe. Wie kam es dazu?
Der Beitritt ist Teil des Generationenwechsels in unserem Unternehmen. Denn nach vier Jahrzehnten beruflicher Tätigkeit begann Rainer Junge in den letzten Jahren, über seine Nachfolge nachzudenken und sich verdientermaßen aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Ich selbst bin seit 22 Jahren im Rehazentrum tätig und stand vor allem in den letzten Jahren eng an Rainer Junges Seite, der mich dann auch als zweiten Geschäftsführer bestellt hat. Da sich eine direkte Nachfolge für Rainer Junge jedoch nicht abzeichnete, blieb die übergeordnete Frage der Besitzverhältnisse offen. Rainer Junge war und ist der Erhalt unserer familiär geprägten Grundphilosophie sehr wichtig. Als die erst 2020 gegründete rehaneo-Gruppe anklopfte, war schnell klar, dass diese Grundphilosophie gewahrt bleibt.
Warum die Neupositionierung?
Anders als größere Ketten greift rehaneo in seinen inzwischen sechs Häusern vor Ort ins operative Geschehen nicht ein. Es wird nichts verändert oder übergestülpt. Individuelle Besonderheiten und lokale Netzwerke bleiben erhalten. Darüber hinaus lässt sich die ambulante Reha in Deutschland in der Gemeinschaft natürlich besser stärken als durch ein einzelnes Haus. Eine Kombination, die Rainer Junge überzeugte, sodass er sich jetzt guten Gewissens zurückziehen konnte. Er bleibt jedoch beratend tätig, u. a. für das Projekt im Sartorius-Quartier.
Welche weiteren Vorteile bringt die rehaneo-Gruppe?
Synergieeffekte werden vor allem durch den intensiven Austausch der Häuser erzielt. Ansonsten profitieren wir im administrativen Bereich und bei verschiedenen Rahmenverträgen, beispielsweise beim Fuhrpark und Versicherungen, die wir als Gruppe natürlich besser verhandeln können als ein einzelnes Haus.
Zu Ihren Kernthemen gehört die ambulante Rehabilitation. Worum geht es dabei genau?
Viele Menschen denken bei Reha-Maßnahmen eher an längere Aufenthalte in Kliniken. Bei der ambulanten Reha verbleiben die Patienten im häuslichen Umfeld. Das ist nicht nur kostengünstiger, Studien zeigen auch, dass die ambulanten Rehabilitation der stationären in bestimmten Bereichen sogar überlegen ist, weil die Patienten das in der Reha Erlernte direkt zuhause anwenden und umsetzen können. Das ermöglicht es, gleich am nächsten Tag mit den Therapeuten oder auch Ärzten Rücksprache über die Fortschritte zu halten. Wir bieten ambulante Reha bei orthopädischen, kardiologischen und künftig auch neurologischen Krankheitsbildern an. Letztgenannter Bereich wird gerade im Sartorius-Quartier aufgebaut. Darüber hinaus gehören auch die fachgerechte Reha-Nachsorge, die individuelle Gesundheitsvorsorge und Fitness zu unserem Angebotsspektrum, das seit Kurzem durch unser Kältekammerzentrum abgerundet wird.
Was ist das Kältekammerzentrum?
Mit der Einrichtung unserer Hochleistungskältekammer können wir unseren Patienten und Kunden jetzt auch die Kryotherapie für die Bereiche Gesundheit und Vitalität, Sport und Fitness, Wellness und Beauty sowie Lifestyle anbieten. Unser System besteht aus drei Kammern für -10 °C, -60 °C und -110 °C, die mit nachhaltigem Strom betrieben werden. Mithilfe einer speziellen App, über die auch Termine gebucht werden können, ermitteln wir die individuelle Verträglichkeit und maximale Kammeraufenthaltsdauer, und selbstverständlich begleitet stets geschultes Personal die Nutzung.
Aktuell gewinnt das Thema Long Covid an Bedeutung. Befassen Sie sich damit?
Tatsächlich leiden immer mehr Menschen, die nicht zu den Schwerstbetroffenen gehören und damit ohnehin eine Reha brauchen, nach einer Covid-Erkrankung an Langzeitbeschwerden. Aktuelle Zahlen gehen von etwa 10 % der Erkrankten aus, regional heruntergerechnet wären das einige Tausend Menschen. So spüren wir das zwar nicht, doch da es meist um variable Symptome, wie Atemnot, Husten, Muskel-/Brustschmerzen, Gedächtnisstörungen oder allgemeine Antriebslosigkeit geht, ist die entsprechende Diagnose nicht immer klar. Betroffene gehen erst einmal zu ihrem Hausarzt, der sie dann ggf. an Fachärzte und Kliniken verweist. Glücklicherweise haben uns die Kostenträger sehr schnell ermöglicht, hier aktiv zu werden. Deshalb können wir zu Long Covid beraten und haben eigens Behandlungsprofile für die Betroffenen erstellt, auf deren Basis wir dann an der Steigerung der Belastbarkeit arbeiten.
Was passiert genau in der Therapie?
Die Therapie zielt auf bestimmte Schwerpunkte, wie die Atemwege, psychische Aspekte oder eine Stärkung der Vitalität ab. Bei den Patientinnen und Patienten, die wir bislang behandeln durften, konnten wir nach wenigen Wochen bereits eine Verbesserung der Symptomatiken feststellen. Um das vorherige Belastbarkeits-Niveau zu erreichen, ist jedoch eine längerfristige Nachsorge wichtig.
Was hat es mit der neurologischen Reha im Sartorius-Quartier auf sich?
Die Anfänge des Projektes liegen im Jahr 2019, als Dr. Kreuzburg (Sartorius), Dr. Philipp Schulte-Noelle (Ottobock) und Rolf Jarasch (Ottobock) als Initiator der Gespräche das Angebot machten, uns in das Quartier mit einzubringen. In der Folge haben wir anderthalb Stockwerke (ca. 950 qm) im Patient Care Center, in dem Ottobock als Hauptmieter viele Kräfte aus dem Unternehmen bündeln wird, angemietet. Hier intensivieren wir unsere langjährige Zusammenarbeit bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Hightech-Pro- und Orthesen sowie bionischen Produkten mit alltagsorientierter Therapie. Darüber hinaus werden wir im intensiven Austausch mit den Kostenträgern die Weiterentwicklung der ambulanten Rehabilitation im neurologischen Bereich, z. B. nach einem Schlaganfall oder einer Hirn- oder Rückenmarks-Operation, Erkrankungen im Bereich multiple Sklerose oder Parkinson, vorantreiben. Wir planen hier mit bis zu 15 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Anwendungsmöglichkeiten im Kältekammerzentrum:
Vitalität & Gesundheit:
- Rheumatische Erkrankungen
- Chronische und akute Schmerzen
- Migräne
- Stärkung des Immunsystems
- Stimmungsschwankungen, Depressionen und Burnout
- Gefäßtraining
Sport & Fitness:
- Verkürzung der Regenerationszeit
- Sportverletzungen
- Leistungssteigerung durch mehr Energie
- Muskelkater und Muskelüberreizungen
- Diät-Unterstützung, Gewichtsreduktion
Beauty & Wellness:
- Optimierung von Anti-Aging-Behandlungen
- Erholung für Körper und Seele
- Hautstraffung, Cellulitereduktion und Hautbildverbesserung
- Belebendes Körpergefühl
- Endorphinausschüttung
info-kaeltekammer@rehazentrumjunge.de
www.rehajunge-kaeltekammerzentrum.de
Standort Sprangerweg 3
André Weimer
Geschäftsführer
Göttinger Rehazentrum Rainer Junge GmbH
Sprangerweg 3
37075 Göttingen
Telefon: 05 51 / 38 38 580
Fax: 05 51 / 38 38 598
info@rehazentrumjunge.de
www.rehazentrumjunge.de