In ihrer Hormon-, Gewichts- und Osteoporosesprechstunde betreut Dana Seidlová-Wuttke bereits seit 10 Jahren Patientinnen und Patienten aus der Region. Im Interview verrät sie uns, welche Rolle Hormone spielen und was ihre Praxis so besonders macht.

Interview: Kristin Schild | Fotos: Charakter Media Studio

Frau Seidlová-Wuttke, was war Ihr Ziel, als Sie vor 10 Jahren die Hormon- & Gewichtssprechstunde ins Leben gerufen haben?
In den letzten Jahrzehnten gab es immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, die sich auf dem komplizierten Gebiet der Hormone auskennen. Als mein Mann als Leiter der Abteilung für Hormone an der Uniklinik Göttingen vor 10 Jahren in den Ruhestand trat, kündigte ich als Oberärztin der Frauenklinik, und wir beschlossen, die Privatpraxis „Hormon- und Gewichtssprechstunde“ zu gründen. Unser Ziel war es, eine Praxis mit fachübergreifender Kompetenz für die zahlreichen hormonellen Erkrankungen zu etablieren, wobei ich eine allgemeine frauenärztliche Tätigkeit in Kombination mit endokrinologischer Kompetenz vertreten wollte, während mein Mann sich anderen hormonellen Problemen widmete. Inzwischen ist mein Mann in den Ruhestand gegangen, und ich betreibe seit fünf Jahren die Praxis mit dieser Vision alleine. Aktuell erweitere ich die Hormonberatung um eine anti-Osteoporose Beratung und Therapie, weil einige Hormone essentiell für die Knochengesundheit sind. Da Übergewicht von Frauen und Männern ein immer größeres gesundheitliches Problem darstellt und häufig mit Problemen im Hormonhaushalt einhergeht, beschlossen wir, bei Gründung der Praxis auch diese Zusammenhänge mit Patientinnen und Patienten ausführlich zu diskutieren. Das erklärt die Namensgebung unserer Praxis.
Bezüglich der Stichworte „Hormon“ und „Gewicht“ – welchen Einfluss haben Hormone eigentlich auf unser Gewicht, und welche Ansatzpunkte verfolgen Sie in diesem Zusammenhang in Ihrer Sprechstunde?
Wie oben erwähnt, bestehen eindeutige Zusammenhänge zwischen unnormalem Körpergewicht und hormoneller Dysregulation, die zu zahlreichen Erkrankungen führen können. Sehr offenkundig ist dies bei untergewichtigen Menschen. Ich sehe aber häufig Patientinnen und Patienten, die mit der vorgefassten Meinung kommen, dass ihr Übergewicht hormonelle Ursachen habe. Das ist allerdings nur selten der Fall: In der Regel entstehen hormonelle Erkrankungen durch das Übergewicht. Nach ausführlichen Gesprächen über Umstellung der Essgewohnheiten – nicht durch Hungern – habe ich dann oft Erfolge zu vermelden. Bei schon bestehenden, übergewichtbedingten, hormonellen Erkrankungen gibt es zahlreiche medikamentöse Möglichkeiten, das Fortschreiten zu verhindern oder die Erkrankungen zu beheben. Dazu werden fast täglich neue klinische Studien vorgelegt, die ich aufmerksam verfolge.
Mit welchen Beschwerden kann man darüber hinaus zu Ihnen kommen?
Meine Patientinnen sind Frauen zwischen 9 und 90 Jahren. Hauptsächlich kommen sie wegen einer Hormonberatung, einer unregelmäßigen, schmerzhaften oder fehlenden Periode, mit dem Wunsch nach einer effizienten Kontrazeption, für eine Beratung im Klimakterium, für eine Beratung zur Therapie der Osteoporose der Frau über 50 oder wegen einer endokrinen Therapie bei Brustkrebs. Darüber hinaus kommen Patientinnen, die ganz spezielle Beschwerden im intimen Bereich nach der Menopause entwickelt haben – dies ist ein ganz besonderes Thema. Generell kommen immer mehr Patientinnen zu mir, und würden sich weiterhin über ein befriedigendes Sexualleben erfreuen. Das wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger. Für diese Behandlung sind ein Gespräch und eine Hormontherapie zu wenig, deshalb habe ich eine Erbium-Laser-Behandlung etabliert und erfolgreich in den letzten 3 Jahren eingesetzt. Weitere Schwerpunkte in meiner Praxis sind Beratung über Impfung in der gesamten Gynäkologie. Dabei steht die Vermeidung von Muttermundkrebsen durch Impfungen gegen das Humane Papilloma Virus (HPV) im Vordergrund. Diagnostik und Therapie bestehender Pathologien des Muttermundes sind ebenfalls ein sehr wichtiges Thema.
Viele Menschen fühlen sich beim klassischen Hausarzt oft nicht umfassend genug betreut, gerade auch dann, wenn es um die weiterführende Diagnostik und Interpretation von Blutwerten oder spezifischen Detailfragen geht. Was machen Sie in diesem Bereich anders?
Ich nehme mir viel Zeit. Ich spreche mit den Patientinnen und Patienten über ihre Probleme, lasse sie aussprechen und frage dann gezielt nach eigenen- und familiären Vorerkrankungen, und mache mir innerhalb einer Stunde (so lange dauert ein Erstgespräch) ein Bild, welche weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen notwendig sein werden. Heute werden Hormone nicht mehr von dem behandelnden Arzt, sondern in spezialisierten Laboratorien bestimmt. Die Hormonwerte werden dann häufig von extra dafür angestelltem Laborpersonal interpretiert, das aber die Patientinnen und Patienten nicht untersucht hat. Häufig ist schon mit einem ausführlichen Gespräch über Lebensweise und Ernährung und einer körperlichen Betrachtung und Untersuchung (z. B. Blutdruck, Fettverteilung, Damenbärtchen, Haarausfall) eine gezielte Labordiagnostik möglich. Diese auf Erfahrung und Labordiagnostik beruhende ganzheitliche Betrachtungsweise erlaubt schließlich eine erfolgreiche individuelle Therapie und somit eine deutlich verbesserte Lebensqualität.
Das klingt nach einem großen Potenzial in diesem Bereich. Kümmern wir uns generell zu wenig um uns und unseren Körper?
Das ist eine interessante Frage. Mein Mann hat vor paar Jahren einen Artikel geschrieben darüber, dass die Männer über ihr Auto mehr wissen als über ihren Körper. Da ist etwas Wahres dran. Männer gehen grundsätzlich ungern zum Arzt. Bei den Frauen ist es ziemlich unterschiedlich; erstens haben wir ein paar präventive Untersuchungen mehr als die Männer, dazu gehört die jährliche gynäkologische Untersuchung ab 18, dann entbinden wir ein oder mehrere Kinder und sind damit auch regelmäßig in ärztlicher Betreuung, und ab 49 Jahren gehen wir alle zwei Jahre zur Brustkrebsvorsorge. Es gibt selbstverständlich Frauen, die boykottieren viele von diesen Vorsorge-Untersuchungen und haben entweder Glück oder am Ende Pech. Hier vielleicht noch ein interessanter Fakt: Die Corona-Pandemie hat verursacht, dass kaum 50 Prozent der Frauen in Deutschland die präventiven Untersuchungen in der Gynäkologie wahrgenommen haben. Ich hoffe, das wird sich wieder ändern.
Was schätzen Ihre Patientinnen und Patienten besonders an Ihnen?
Dies können natürlich die Patientinnen und Patienten am besten beantworten, aber grundsätzlich sagen sie oft, dass sie sich wahrgenommen fühlen. Sie kommen wieder, weil ich auf ihre Fragen eingehe, ihre Beschwerden komplex untersuche und eine passende Therapie finde. Sie fühlen sich einfach wohl. Und nicht zu vergessen, nicht nur meine Persönlichkeit ist die Praxis, sondern auch das Praxismanagement, das Personal an der Leitstelle sowie die kompetenten Kollegen des diagnostischen Brustzentrums und des MEC (=Medizin Experten Zentrum). Ich gehe jeden Morgen gerne in meine Praxis.

PD Dr. med. Dana Seidlová-Wuttke ist Gynäkologin, geprüft in zwei Ländern, Deutschland und Tschechien, im Fach Gynäkologie und Geburtshilfe und habilitiert zusätzlich im Fach Endokrinologie. Ihr Schwerpunkt ist die Hormondiagnostik und somit vor allem die Hormontherapie von Frauen und Männern. In ihrer Praxis, die sich im Diagnostischen Brustzentrum Göttingen befindet, bietet sie gynäkologische Untersuchungen sowie die Hormon-, Gewichts-und Osteoporosesprechstunde an.

PD Dr. med.
Dana Seidlová-Wuttke
Bahnhofsallee 1d
37081 Göttingen
Telefon: 05 51 / 82 07 40 oder 82 07 40 210
info@hormon-gewicht.de
www.hormon-gewicht.de