Hotelcharakter statt Krankenhausatmosphäre

System-Büro Struckmeier hat die neue Komfortstation des EKW in Göttingen erfolgreich geplant und umgesetzt.

Text: Kristin Schild | Fotos: Mirko Plha, Struckmeier GmbH, EKW

Mit dem Planungsauftrag der neuen Komfortstation des Weender Krankenhauses bekam der Innenarchitekt bei System-Büro Struckmeier Holger Kracher eine für ihn spannende Herausforderung. Ziel sollte es sein, dass die für ein Krankenhaus typische Atmosphäre einen Hotelcharakter bekommt mit dem vorrangigen Ziel, dass sich Patienten, Besucher und Mitarbeitende wohlfühlen. Ein naturnahes, biophiles Design hilft nachweislich dabei, dieses Wohlbefinden zu fördern. Aus diesem Grund wurden Naturtöne in der Oberflächen- und Farbkonzeption verwendet und durch dekorative Elemente, wie zum Beispiel Bildtapeten, ergänzt. Oft wurde dabei die Perspektive des Patienten eingenommen. Sichtachsen und Abläufe wurden für die Behandlung analysiert. So ist beispielsweise auch das Lichtkonzept entstanden. Zusätzlich wurde geprüft, wie die nötigen medizinischen Einheiten optisch relativiert und in das Gesamtbild integriert werden konnten. Die übliche Raumpräsenz der Krankenhausbetten wurde hier beispielsweise gemildert, indem sie in eine speziell gestaltete Ruhezone im Patientenzimmer eingegliedert wurden, und auch dem klassischen Krankenhausflur gewährte man mehr Wohnlichkeit durch gestalterische Elemente. Der Hotelcharakter wird aber auch durch die Rezeption mit Loungebereich unterstützt, in der die Besucher beim Ankommen empfangen werden.
Letztendlich hatte die gut funktionierende kreative Zusammenarbeit mit dem Team des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende zur Folge, dass von den vielfältigen innenarchitektonischen Merkmalen bis zur Type für die Beschriftung der Patienten- und Funktionsräume alles gemeinsam entwickelt wurde.

Nadine Reuter, 37
Stationsleitung der neuen Komfortstation

Die Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet seit 2011 im Krankenhaus Neu-Mariahilf, das seit 2014 zum Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende gehört. Von 2015 bis 2022 war die Northeimerin Stationsleitung in der Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie.

Frau Reuter, wie lief der Start der neuen Komfortstation?
Der Beginn war sehr gut, die Station ist gut belegt und die Patienten sind überwältigt. Alle sagen, sie fühlen sich wie in einem Hotel, nicht wie in einem Krankenhaus. Und genau das war meine Vision, das haben wir erreicht. Mein Team aus 13 Pflege- und 4 Servicekräften ist hochmotiviert.
Was ist das Besondere an der Komfortstation?
Die medizinische Versorgung unterscheidet sich nicht von anderen Stationen des Krankenhauses. Die Besonderheiten liegen im Komfort, der Unterkunft und der Verpflegung. Wir haben eine große Dachterrasse, ab dem Frühjahr können sich die Patienten hier in Strandkörben und auf Loungemöbeln ausruhen. Auch auf der Station gibt es zwei Loungebereiche, einer mit einer großen LED-Wand, auf der beruhigende Landschaftsvideos gezeigt werden.
Wie viele Zimmer gibt es?
Wir haben zwanzig Einzelzimmer und drei Zweibettzimmer. Alle Zimmer sind sehr gut isoliert, so dass ein ruhiger Schlaf und ein hoher Schlafkomfort, auch durch besondere Matratzen, garantiert ist. Die Luft ist so rein wie im OP, Pollen werden herausgefiltert.
Wie werde ich Patient auf der Komfortstation?
Grundsätzlich können sich Patienten aus allen Fachabteilungen bei uns einbuchen, sei es gesetzlich oder privat versichert. Gesetzlich Versicherte müssen eine Tagespauschale bezahlen, eine Zusatzversicherung der PKV übernimmt diese Kosten. Letztlich entscheidet der jeweilige Chefarzt, ob ein Aufenthalt bei uns möglich ist. Bei überwachungspflichtigen Patienten ist dies leider nicht der Fall.
Stimmt es, dass die Weender Komfortstation die beste in Deutschland ist?
Ja! Der Verband der Privaten Krankenversicherung hat unsere Station vor der Eröffnung besichtigt und uns bestätigt, dass wir derzeit die modernste und beste Komfortstation Deutschlands sind. So viel Liebe zum Detail haben sie noch auf keiner anderen Station gesehen.