Das umfassende Therapieangebot der Schwerpunktambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hilft CED-Patientinnen und –Patienten, mit ihren Erkrankungen zu leben.

Text: Dr. Nina Gliem | Fotos: UMG

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) definieren eine Gruppe von Erkrankungen, die durch eine Entzündung des Verdauungstrakts gekennzeichnet sind. Hierzu zählen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Deutschlandweit leiden mehr als 300.000 Menschen an einer der beiden Erkrankungen mit einem nahezu ausgeglichenen Geschlechterverhältnis. In den letzten Jahren hat die Häufigkeit chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen insbesondere in Industrieländern sogar noch weiter zugenommen. Diese steigende Zahl von CED-Patienten stellt eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar und erfordert eine gute Diagnose, Behandlung und Forschung.

Ursachen noch weitgehend unklar >>> Trotz zahlreicher Forschungsaktivitäten sind die genauen Ursachen der Erkrankungen noch weitgehend unbekannt. Es wird aber angenommen, dass eine Kombination verschiedener Faktoren, wie genetische Veranlagung und Umweltfaktoren, eine Rolle spielt. Sie lösen eine „überschießende“ Aktivität des Immunsystems aus, bei der fälschlicherweise der eigene Darm angegriffen wird. Insgesamt sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen jedoch sehr komplexe Krankheiten, die unbedingt weiter erforscht werden müssen, um ihre Ursachen besser zu verstehen und noch effektivere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Erkrankungen betreffen den ganzen Körper >>> Morbus Crohn und Colitis ulcerosa treten typischerweise in Schüben auf, wobei die Symptome sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können und von milden Beschwerden mit Bauchschmerzen bis hin zu schweren Symptomen mit blutigen Durchfällen und Fieber reichen. Die Auswirkungen solcher chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen können allerdings auch über den Darm hinausgehen. Bei vielen Patientinnen und Patienten treten Krankheitserscheinungen an anderen Organen auf, wie z.B. den Gelenken, der Haut und den Augen. Die Symptome können die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen und sich negativ auf körperliche und psychische Belastbarkeit, das Berufsleben und die sozialen Beziehungen auswirken.

Individuelle Behandlung erforderlich >>> Eine erfolgreiche Behandlung beider Erkrankungen erfordert eine sorgfältige Diagnose und ein hohes Maß an individuellem Management für jede Patientin und jeden Patienten. Zur Diagnosestellung, Abschätzung der Prognose und adäquaten Therapieeinleitung sind eine gründliche körperliche Untersuchung, spezifische Blut- und Stuhltests, endoskopische und sonographische Untersuchungen und häufig auch bildgebende Verfahren notwendig. Eine frühzeitige Diagnose und suffiziente Behandlung sind entscheidend für den Behandlungserfolg, insbesondere auch, um das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.
Es gibt derzeit zwar keine Heilung für den Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa, aber es gibt eine Vielzahl von Behandlungsoptionen, die dazu beitragen können, die Symptome zu kontrollieren, eine gute Lebensqualität zu ermöglichen und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Zu den Therapieoptionen gehören insbesondere Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems regulieren und die Entzündung so kontrollieren.

Kontinuierliche Therapie >>> Sehr wichtig ist eine engmaschige und langzeitige Überwachung durch spezialisierte Fachärztinnen und -ärzte, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Betroffenen mit einer bestmöglichen Therapie erfüllt werden. Im Regelfall muss die über viele Jahre dauernde Therapie regelmäßig an die wechselnde Krankheitsaktivität und die Lebensumstände der Patientinnen und Patienten angepasst werden.

Schwerpunktambulanz an der UMG >>> In der Schwerpunktambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) werden seit vielen Jahren Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in allen Krankheitsstadien behandelt. Die Ambulanz ist speziell auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zugeschnitten und bietet ihnen eine umfassende Betreuung und Behandlung. Das Team um Oberärztin Dr. Nina Gliem besteht aus erfahrenen Fachärztinnen und -ärzten sowie speziell geschulten Pflegekräften und Ernährungsberaterinnen und -beratern, die sich auf die Bedürfnisse von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen spezialisiert haben. Die Klinik ist mit allen modernen Untersuchungsmethoden ausgestattet, um eine schnelle und präzise Diagnose zu gewährleisten, sodass erforderliche Untersuchungen, wie Endoskopien und Ultraschalldiagnostik, mit großer Erfahrung auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft durchgeführt werden können.

Interdisziplinärer Ansatz >>> Aufgrund der Komplexität der beiden Erkrankungen ist ein regelmäßiger interdisziplinärer Austausch mit anderen Fachabteilungen unerlässlich, um eine optimale Versorgung zu ermöglichen. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen an der Behandlung beteiligten Disziplinen wie der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, der diagnostischen und interventionellen Radiologie, der Pathologie und der Rheumatologie – können von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Betroffene an der UMG umfassend behandelt werden. Alle Patientinnen und Patienten erhalten eine individuelle und ganzheitliche Beratung zu ihrer Erkrankung sowie eine umfassende Erklärung ihrer Behandlungsoptionen durch ein Ärzteteam, das über große Erfahrung und Expertise auch bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen und komplexem Behandlungsbedarf verfügt.

Neue Medikamente >>> In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Medikamente für die Therapie zugelassen, die in der UMG regelmäßig zum Einsatz kommen. So werden beispielsweise moderne Antikörper-Therapien („Biologika“) und kleine Moleküle („Small molecules“) eingesetzt, die zielgerichtet in Signalwege des Immunsystems eingreifen können. Sofern erwünscht, können Patientinnen und Patienten außerdem an akademischen Medikamenten-Studien teilnehmen, die in schwierigen Konstellationen weitere Therapieoptionen entstehen lassen.
So bietet die Schwerpunktambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen insbesondere für Menschen mit komplizierten Krankheitsbildern ein umfassendes und abgerundetes Therapieangebot, dass von der international vernetzten Expertise der Göttinger Universitätsmedizin noch zusätzlich profitiert. Insbesondere können andere Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen und Patienten auch ausschließlich zur Einholung einer Zweitmeinung in der Ambulanz vorstellen.

Neue Räumlichkeiten
Die Eröffnung neuer moderner Räumlichkeiten für CED-Patienten zur Infusionstherapie steht unmittelbar bevor und wird das Behandlungsangebot der Klinik für Menschen mit komplexen Krankheitsverläufen gezielt weiter ausbauen.

Prof. Dr. Volker Ellenrieder
Direktor der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie

Dr. Nina Gliem
Oberärztin der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie; Leiterin des Schwerpunktes für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Universitätsmedizin Göttingen
Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie
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