Seit 1584 produziert die Hahnemühle in Dassel hochwertiges Papier, welches in der weltweiten Kunstszene sowie der LifeScience Industrie ein hohes Ansehen genießt. Heute ist sie führend in digitalen FineArt-Papieren und kundenspezifischen, technischen Papierapplikationen, mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit. 2026 plant das Unternehmen eine bedeutende Erweiterung des heimischen Standorts.
Text: Kristin Schild | Fotos: Hahnemühle, Sarah Brocke, Wladimir Ogloblin
Mit einem stolzen Alter von 440 Jahren ist die Hahnemühle mit ihrem Standort bei Dassel nicht nur die älteste deutsche Künstlerpapiermanufaktur, mit der Gründung 1584 gehört sie ohne Zweifel auch zu den ältesten Unternehmen der Welt. Bis heute produziert sie ununterbrochen am selben Standort.
Die Erfolgsgeschichte begann somit vor über vier Jahrhunderten am 27. Februar 1584, als Merten Spieß, der Gründervater der Hahnemühle, die Gründungsurkunde vom Herzog von Braunschweig und Lüneburg erhielt. Damals wurde diese Erlaubnis jährlich mit Lieferungen feinster Urkunden- und Schreibpapiere bezahlt. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich die damals kleine Papiermühle im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer weiter und setzte neue Maßstäbe in der Papierbranche. Zu den Innovationen zählen zum Beispiel auch die ersten Künstlerpapiere und etwas später, um 1880, im Zeitalter der Industrialisierung, entwickelte die Papiermanufaktur die ersten Filterpapiere für technische Anwendungen. Schritt für Schritt eroberte das Papier aus dem kleinen Dorf in Südniedersachsen den Weltmarkt; es folgten Aktienpapiere, die bis nach Brasilien exportiert wurden. Namenhafte Künstler wie Pablo Picasso und Salvador Dalí arbeiteten mit dem Hahnemühle-Papier, und sogar Porträts der Queen Elisabeth II wurden auf dem besonderen Papier gedruckt. Aus einer kleinen Manufaktur wurde so nach und nach eine Fabrik, die heute zu den weltweit bekanntesten Papierherstellern gehört.
„Wir feiern stolz unseren 440. Geburtstag und unseren Weg der Exzellenz: Von den Anfängen als kleine Papiermanufaktur hin zu einer international renommierten Marke mit unvergleichlicher Qualität und Innovationskraft. Unseren Papieren mit dem ikonischen ‚Hahn‘ vertrauen Generationen von Menschen weltweit“ sagt Jan Wölfle, CEO der Hahnemühle Group.
Das Portfolio >>> Die Hahnemühle ist seit 1965 weltweit führend in der Herstellung veganer Papiere und revolutionierte 1997 die Branche mit den ersten Digital FineArt-Papieren. Diese Papiere erreichten 2010 sogar die Internationale Raumstation ISS und werden weltweit von Künstlern und Fotografen sehr geschätzt. Während der Corona-Pandemie lieferte das Unternehmen zudem die reinsten Papiere für diagnostische Schnelltests. Das aktuelle Sortiment umfasst, neben analogen und digitalen FineArt-Papieren, auch Künstlerpapiere, Foto- und Buchdruckpapiere sowie eine App, die einen umfassenden Service rund um das Thema Papier und FineArt Inkjet Druck bietet. Zudem produziert das Unternehmen kundenspezifische Papiere für Life Science Anwendungen und technische Spezialpapiere. Hinter diesem Angebot steht ein Team aus weltweit insgesamt 200 Mitarbeitenden, das mit viel Leidenschaft und Erfahrung mithilfe traditioneller oder höchst innovativer Rezepturen hochwertige Papiere fertigt. Papiertechnologen, Produktmanager, Anwendungstechniker, Laboranten und Vertriebler arbeiten mit Partnern aus Kunst und Industrie tagtäglich daran, die Papiere weiterzuentwickeln. Rund 100 Mitarbeitende sind allein am Hauptstandort in Dassel beschäftigt, weitere 50 im nicht weit entfernten Einbeck. Die restlichen 50 Mitarbeitenden verteilen sich auf die weltweiten Tochtergesellschaften in Großbritannien, Frankreich, den USA, Singapur und China. In Brasilien hat Hahnemühle ein Lager für den wichtigen südamerikanischen Markt.
Umweltschutz >>> Das Thema Nachhaltigkeit spielt gerade in der Papierherstellung – und speziell bei der Hahnemühle – eine wichtige Rolle, denn tatsächlich zählt sie zu einem der weltweit nachhaltigsten Unternehmen. Die Papiere, hergestellt aus zertifizierten Zellstoffen oder schnell wachsenden Pflanzenfasern, sind in 130 Ländern für ihre positive CO2-Bilanz, Langlebigkeit und Qualität bekannt und geschätzt.
Seit 1584 werden die Papiere ausschließlich mit reinem Quellwasser aus eigenen artesischen Quellen produziert. Dieses Quellwasser wird von der Natur „geliehen“ und muss vor und nach der Papierproduktion nicht aufbereitet werden. Das Wasser wird mehrfach wiederverwendet und schließlich in die nahe gelegene Ilme zurückgeleitet. Zur eigenen Nachhaltigkeit zählt für die Hahnemühle auch die einzigartige ‚Green Rooster‘ Initiative. Seit 2008 unterstützt das Unternehmen hierdurch regionale, nationale und internationale Umwelt- und Sozialprojekte. Ein Teil der Erlöse aus Papieren, die aus Bambus, Hanf, Agave und Zuckerrohr hergestellt werden, fließt in Aufforstungs-, Tierschutz- und Umweltbildungsprogramme, die von den Harzer Wäldern bis nach Alaska reichen. Zudem forscht das Unternehmen stetig an neuartigen, nachhaltigen Papieren, die zum Beispiel aus dem Grün von Ananas-Pflanzen hergestellt werden. Darüber hinaus recycelt das Unternehmen Papiere im eigenen Produktionskreislauf.
Investitionen >>> Was die Zukunft betrifft, hat man aktuell
Großes geplant: Für eine „Benchmark Factory“ will die Hahnemühle nämlich im Jahr 2026 zur Erweiterung des Hauptstandorts in Dassel den Startschuss geben. Laut Wölfle will man hierfür rund 20 Millionen Euro investieren, und in einem Zeitraum von zehn Jahren soll die Zahl der Mitarbeitenden damit um etwa 100 erhöht werden. „Wir bekennen uns zu unserem Standort“, so Wölfle, „Politik, Gewerkschaft und Betriebsrat müssen hier natürlich ebenso mitziehen.“ Im Ausland sei man weniger flexibel, zudem gibt es das besondere Quellwasser aus dem Solling, welches damals vor 440 Jahren die Gründung der Papierfabrik überhaupt erst ermöglicht hat, nur an dem heimischen Standort.





Jan Wölfle
Geschäftsführer
Hahnemühle FineArt GmbH
Hahnestraße 5
37586 Dassel
Telefon: 0 55 61 / a791-235
info@hahnemuehle.com
www.hahnemuehle.shop
www.hahnemuehle.com