Seit Anfang des Jahres die neue Geschäftsleitung von LaVision: Stefan Ilse und Thomas Berg
Das Göttinger Traditionsunternehmen LaVision blickt 2024 nicht nur stolz auf 35 Jahre optische Messtechnik zurück, sondern setzt mit einer neuen Doppelspitze auch Impulse für die Zukunft.
Text: Kathrin Nette | Fotos: LaVision
1989: Eine kleine Gruppe von Physikern veröffentlicht ein Critical Design Review zu Wiedereintrittsmessungen im Hochenthalpie-Kanal (HEG). Ihr Ziel: Extreme Druck- und Temperaturverhältnisse beim Eintritt von Raumfahrzeugen in die Erdatmosphäre zu simulieren. Das Critical Design Review stößt auf großes Interesse, sodass es zur Gründung der Firma LaVision und zu erfolgreichen Messungen im HEG kommt – all das noch ohne konkreten Businessplan. „Diese anfängliche Naivität hat uns weit gebracht“, betont Geschäftsführer Thomas Berg. „Ideen wurden einfach ausprobiert, ohne sie irgendwie zu problematisieren.“
Auch heute, 35 Jahre später, gilt dies im Grundsatz unverändert: „Natürlich mittlerweile mit konkretem Businessplan und klarer Geschäftsstruktur“, fügt Berg lachend hinzu. Mut, Kompetenz und Enthusiasmus für Laser und Algorithmen haben das Göttinger Unternehmen seitdem zum weltweit anerkannten Marktführer im Bereich Strömungsmesstechnik gemacht.
Mit Innovation zum Erfolg >>> Inzwischen hat LaVision mehr als 120 Mitarbeiter in Göttingen und zwei Tochterunternehmen in England und Amerika. Beide Töchter sind in ihrem eigenen Bereich sehr erfolgreich und verfügen über eine beeindruckende Marktpräsenz. Auch die Produktpalette hat sich in den letzten 35 Jahren erweitert: So ermöglicht die universell einsetzbare Querschnittstechnologie der bildgebenden Laser-gestützten Messtechnik neben der Luft- und Raumfahrt weitere absatzstarke Anwendungsfelder, beispielsweise in den Bereichen Strömungsmessung in der Aerodynamik und Mikrofluidik oder bei der Verbrennung in der Automobil- und Energieerzeugungssparte. Hinzu kommen Anwendungen in der Spray- und Partikeldiagnostik für die Automobil- und Pharmaindustrie. Zusätzlich entwickelte LaVision kamerabasierte Messsysteme zur Oberflächendeformationsanalyse und zur berührungslosen Materialprüfung.
Zu den größten Erfolgsgeschichten von LaVision zählt die Entwicklung einer eigenen Software-Codierung für Strömungsmessungen auf Grundlage der Strömungsvisualisierung – Particle Image Velocimetry (PIV). Diese Technologie erlaubt es, 2D- und 3D-Strömungsfelder mit höchster räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erfassen, zum Beispiel zur Vermessung von Flugobjekten (siehe Bild). Inzwischen ist LaVision im Bereich PIV gemeinsam mit dem DLR führend in der Wissenschaft.
Familiär und sympathisch >>> Seit Jahresbeginn verstärkt der Göttinger Wirtschaftsingenieur Stefan Ilse die Geschäftsleitung von LaVision. Für ihn ist vor allem die in der Faszination für die eigene Technologie begründete Motivation der Mitarbeitenden eine wesentliche Ursache für den Erfolg des Unternehmens. Darin liegt auch die besonders niedrige Fluktuation begründet: Viele Mitglieder des LaVision-Teams sind bereits seit mehr als 15 – 20 Jahren im Unternehmen tätig und haben hier ihren Abschluss oder Doktor gemacht. „Es ist einfach schön, dass LaVision durch Menschen getragen wird, die selbst mit Herzblut im Unternehmen stecken“, erklärt Stefan Ilse. „Daraus erwächst ein hoher Grad an Identifikation, der für ein spürbar sympathisches und familiäres Miteinander sorgt.“
„Bei uns kann man tatsächlich noch in jeder Abteilung Wirkung zeigen“, pflichtet Thomas Berg bei. „Initiative wurde und wird bei LaVision intensiv gefördert. Das beste Beispiel dafür ist die Erfolgsgeschichte des PIV-Systems.“
Ausblick >>> Für die Zukunft wird die neue Doppelspitze in der Geschäftsführung das Unternehmen auf einen Ausbau im Marktsegment der industriellen Prozesskontrolle ausrichten. Mit der Erfahrung von mehr als 20 Jahren im Bereich der Qualitätssicherung für die Industrie sollen hier weitere Anwendungsbereiche geschaffen werden. Daneben wird das PIV-System weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf neuen Produkten liegen, wie dem FlowBOS-System zur Visualisierung von Gas-Strömungen, beispielsweise in Reinräumen, oder dem Glass-SFR zur Qualitätsverbesserung von Windschutzscheiben liegen. Dabei geht es vorrangig darum, die Produktion in Teilbereichen auf standardisierte Abläufe umzustellen. „Diese Anpassung an industrielle Prozesse ist natürlich eine Herausforderung“, so Stefan Ilse. „Doch wenn wir in diesen Bereichen Fuß fassen können, wäre das ein großer Erfolg für LaVision.“
Dass bei dieser Entwicklung die Qualität der LaVision-Produkte weiterhin im Zentrum aller Überlegungen stehen wird, darin sind sich beide Geschäftsführer einig. Qualität ist unser Gütesiegel, so Stefan Ilse und Thomas Berg. „Unsere Mitarbeitenden haben ein hohes Bewusstsein für die Bedürfnisse und Fragestellungen unserer Kunden“, erklärt Thomas Berg. „Deshalb legen wir auch in Zukunft größten Wert auf den wichtigsten Fertigungsschritt: die Endmontage und -prüfung.“
Regional verwurzelt >>> Am Standort Göttingen schätzen Stefan Ilse und Thomas Berg insbesondere die Infrastruktur und die Nähe zur Universität Göttingen, zur HAWK und zu der Universität in Kassel. Viele Zulieferer stammen aus der Region und sind mit LaVision mitgewachsen. „Enge Kontakte und ein vertrauter Umgang sind hier von großer Bedeutung“, sind sich beide einig. „Die Kommunikationswege sind kurz, und unsere homöopathischen Stückzahlen treffen weiterhin auf offene Ohren.“ Vor allem die Verbindungen und Arbeitskreise von Measurement Valley haben sich hier in den letzten Jahren ausgezahlt. Der Zusammenschluss von Firmen rund um Messtechnik aus Göttingen brachte bereits eine Reihe produktiver Ideen für die beteiligten Unternehmen und den Standort Göttingen hervor.
In diesem Jahr blickt LaVision also nicht nur auf 35 Jahre Firmengeschichte zurück, sondern auch voller Enthusiasmus in die Zukunft: „Im Verlauf unserer Entwicklung hat sich vieles verändert, doch die Spontanität, der Mut und die Hartnäckigkeit, Ideen zu verwirklichen, sind geblieben“, versichert Thomas Berg zum Abschluss.
Einblick in die Test- und Prüflabore von LaVision
PIV-Strömungsmessung zur Bestimmung des Flugverhaltens von Eulen für zukünftige Flugzeugkonstruktionen
Darstellung eines Gas-Leaks mithilfe des LaVision FlowBOS-Systems
Darstellung der Metall-Deformation von einer implodierenden Getränkedose mithilfe von Strain-Highspeed-Aufnahmen.
LaVision GmbH
Anna-Vandenhoeck-Ring 19
37081 Göttingen
Telefon: 05 51 / 90 04-0
info@lavision.com
www.lavision.de