Bei der Schlüs­sel­über­ga­be des Heart & Brain Cen­ters Göt­tin­gen (HBCG):
Prof. Dr. Dr. Ste­phan von Haeh­ling, Kli­nik für Kar­dio­lo­gie und Pneu­mo­lo­gie der UMG; Prof. Dr. Chris­ti­ne von Arnim, Direk­to­rin der Kli­nik für Ger­ia­trie der UMG; Prof. Dr. Gerd Hasen­fuß, Spre­cher des HBCG, Vor­sit­zen­der des Herz­for­schungs­zen­trums Göt­tin­gen, Vor­sit­zen­der des Herz­zen­trums und Direk­tor der Kli­nik für Kar­dio­lo­gie und Pneu­mo­lo­gie der UMG; Fal­ko Mohrs, Nie­der­säch­si­scher Minis­ter für Wis­sen­schaft und Kul­tur; Prof. Dr. Mathi­as Bähr, Spre­cher des HBCG und Direk­tor der Kli­nik für Neu­ro­lo­gie der UMG; Prof. Dr. Mela­nie Wil­ke, Direk­to­rin des Insti­tuts für Kogni­ti­ve Neu­ro­lo­gie der UMG; Prof. Dr. Lorenz Trüm­per, Vor­stand Kran­ken­ver­sor­gung der UMG; Prof. Dr. Wolf­gang Brück, Spre­cher des Vor­stan­des und Vor­stand For­schung und Leh­re der UMG

Am 22. August wur­de das neue Heart & Brain Cen­ter Göt­tin­gen (HBCG) zur inter­dis­zi­pli­nä­ren Grund­la­gen­for­schung des Herz-Kreis­lauf­sys­tems und des Ner­ven­sys­tems der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Göt­tin­gen (UMG) fei­er­lich eröff­net.

Text: Ulrich Drees | Fotos: UMG / Swen Pfört­ner, UMG / Frank Ste­fan Kim­mel

Das neue Heart & Brain Cen­ter Göt­tin­gen (HBCG) der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Göt­tin­gen (UMG) ermög­licht eine bis­her noch nicht exis­tie­ren­de For­schungs­in­fra­struk­tur. Mit der Herz-Kreis­lauf-Medi­zin und den Neu­ro­wis­sen­schaf­ten wer­den in dem neu­en Gebäu­de zwei For­schungs­be­rei­che räum­lich zusam­men­ge­führt, die so welt­weit noch nicht ver­bun­den wur­den. Das Ziel: grund­le­gen­de und umfas­sen­de Erkennt­nis­se über das kom­ple­xe Zusam­men­wir­ken von Herz und Gehirn.

Herz und Hirn >>> Aus dem gemein­sa­men Blick auf Herz und Gehirn ver­spre­chen sich die betei­lig­ten For­schungs­grup­pen einen beson­ders hohen Erkennt­nis­ge­winn, denn bei­de Sys­te­me wei­sen nicht nur grund­le­gen­de mole­ku­la­re und funk­tio­nel­le Gemein­sam­kei­ten auf, sie kom­mu­ni­zie­ren auch mit­ein­an­der. Unklar ist bis­lang jedoch, wel­che Mecha­nis­men die­sen Wech­sel­wir­kun­gen zugrun­de lie­gen. So weiß man bei­spiels­wei­se aus der bis­he­ri­gen For­schung, dass ein Vor­hof­flim­mern des Her­zens häu­fig zu einem Blut­ge­rinn­sel und dadurch zu einem Schlag­an­fall und kogni­ti­ver Beein­träch­ti­gung füh­ren kann oder dass Schlag­an­fall­pa­ti­en­t/-innen eher zu einem Herz­in­farkt nei­gen. Die Grün­de hier­für sind bis­lang weit­ge­hend unver­stan­den. Die kli­ni­sche und gesell­schaft­li­che Bedeu­tung die­ser Erkran­kun­gen ist aber erheb­lich, ins­be­son­de­re ange­sichts der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung. Alle For­schungs­pro­jek­te im HBCG zie­len dar­auf ab, mehr über organ­über­grei­fen­de Ursa­chen und Mecha­nis­men von häu­fi­gen Krank­hei­ten des Herz-Kreis­lauf- Sys­tems und des Ner­ven­sys­tems in Erfah­rung zu brin­gen.
Einer der wich­tigs­ten Aspek­te wird dabei der trans­la­tio­na­le Ansatz der For­schungs­tä­tig­keit des HBCG sein: Ergeb­nis­se aus der Grund­la­gen­for­schung sol­len mög­lichst schnell in die kli­ni­sche Erpro­bung gebracht wer­den und der Behand­lung von Pati­en­t/-innen zur Ver­fü­gung ste­hen.

Göt­tin­ger Exper­ti­se >>> Die HBCG-Struk­tur ver­knüpft erfolg­reich die aus­ge­wie­se­ne Exper­ti­se des Göt­tin­gen Cam­pus in den Neu­ro­wis­sen­schaf­ten, der Ske­lett­mus­kel­for­schung und der Herz­me­di­zin mit der Metho­den­kom­pe­tenz unter ande­rem der Bio­lo­gie und der mole­ku­la­ren Bio­wis­sen­schaf­ten, der Bild­ge­bung und Medi­zi­ni­schen Infor­ma­tik, der Phy­sik und der Phar­ma­ko­lo­gie. For­schen­de der UMG, der Georg-August-Uni­ver­si­tät, des Max-Planck-Insti­tuts für Dyna­mik und Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und des Deut­schen Pri­ma­ten­zen­trums – Leib­niz-Insti­tut für Pri­ma­ten­for­schung – arbei­ten hier fächer­über­grei­fend zusam­men.
Auch das seit April 2023 von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) geför­der­te Gra­du­ier­ten­kol­leg (GRK) 2824 „Herz- und Hirn­er­kran­kun­gen: Inte­gra­ti­ve For­schung über Organ­gren­zen hin­weg“ ist mit ein­zel­nen Pro­jek­ten am HBCG ange­sie­delt. Hier geht es dar­um, den organ­über­grei­fen­den Ansatz aus­zu­bau­en, indem inte­gra­ti­ve Spit­zen­for­schung auf dem Gebiet der Herz- und Hirn­er­kran­kun­gen mit einer hoch­ka­rä­ti­gen Aus­bil­dung von Dok­to­ran­d/-innen der Natur­wis­sen­schaf­ten und Medi­zin ver­bun­den wird.

Das Zen­trum >>> Nach der bau­li­chen Fer­tig­stel­lung des Gebäu­des im Früh­jahr letz­ten Jah­res haben die Arbeits­grup­pen und ihr hoch­mo­der­nes Equip­ment das neue For­schungs­ge­bäu­de inzwi­schen bezo­gen. Nun wur­de das HBCG am Don­ners­tag, dem 22. August 2024, in Gegen­wart von rund 130 Gäs­ten offi­zi­ell eröff­net. Die Bau­kos­ten in Höhe von rund 38 Mil­lio­nen Euro wur­den vom Bund und vom Land Nie­der­sach­sen getra­gen.
Ins­ge­samt sind elf For­schungs­grup­pen und fünf soge­nann­te Infra­struk­tur­grup­pen im Gebäu­de tätig. Letz­te­re wer­den neben ihrer eige­nen For­schungs­ar­beit die ande­ren Wis­sen­schaft­ler/-innen im HBCG mit ihrer Exper­ti­se zu den hoch­mo­der­nen Gerä­ten unter­stüt­zen.
An der Grün­dung des HBCG waren drei Fach­kli­ni­ken und ein Insti­tut der UMG betei­ligt: die Kli­nik für Kar­dio­lo­gie und Pneu­mo­lo­gie, die Kli­nik für Neu­ro­lo­gie, die Kli­nik für Ger­ia­trie und das Insti­tut für Kogni­ti­ve Neu­ro­lo­gie.

Zur Eröff­nung >>> Im Rah­men der fei­er­li­chen Eröff­nung erklär­te Fal­ko Mohrs, Nie­der­sach­sens Minis­ter für Wis­sen­schaft und Kul­tur: „Die Bekämp­fung der Volks­krank­hei­ten gehört zu den prä­gends­ten Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit. Mit dem neu­en For­schungs­bau erhält Göt­tin­gen ein vor­bild­li­ches medi­zi­ni­sches Öko­sys­tem für die inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung an Herz- und Gehirn­er­kran­kun­gen.“ Dem schloss sich Prof. Dr. Wolf­gang Brück, Spre­cher des Vor­stan­des der UMG, bei sei­ner Begrü­ßung an: „Das HBCG ist ein wich­ti­ger Mei­len­stein in der Wei­ter­ent­wick­lung der bei­den UMG-For­schungs­schwer­punk­te Neu­ro­wis­sen­schaf­ten und Herz-Kreis­lauf-Medi­zin. Ins­be­son­de­re wird in die­sem neu­en Gebäu­de die Ent­wick­lung neu­er Dia­gnos­ti­ka und The­ra­pien für eine bes­se­re Ver­sor­gung der Men­schen welt­weit vor­an­ge­trie­ben.“
Prof. Dr. Gerd Hasen­fuß, Spre­cher des HBCG, Vor­sit­zen­der des Herz­for­schungs­zen­trums Göt­tin­gen, Vor­sit­zen­der des Herz­zen­trums und Direk­tor der Kli­nik für Kar­dio­lo­gie und Pneu­mo­lo­gie der UMG, beton­te in sei­ner Anspra­che, die idea­len Vor­aus­set­zun­gen des HBCG für die inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit als Grund­la­ge einer zukünf­ti­gen opti­ma­len indi­vi­dua­li­sier­ten The­ra­pie für Pati­en­t/-innen.“ Die Eta­blie­rung neu­er dia­gnos­ti­scher Ver­fah­ren zur Prä­ven­ti­on neu­ro­de­ge­nera­ti­ver Erkran­kun­gen bis hin zur Erpro­bung neu­ar­ti­ger The­ra­pie­an­sät­ze“, beschrieb dann Prof. Dr. Mathi­as Bähr, Spre­cher des HBCG und Direk­tor der Kli­nik für Neu­ro­lo­gie der UMG, als Zie­le des neu­en Zen­trums.
„Wir wol­len die Mecha­nis­men von Alte­rungs­pro­zes­sen auf­de­cken und Maß­nah­men für ein gesun­des Altern ent­wi­ckeln“, ergänz­te Prof. Dr. Chris­ti­ne von Arnim, Direk­to­rin der Kli­nik für Ger­ia­trie der UMG. „Es gibt Anhalts­punk­te, dass Kör­per­si­gna­le wie Herz­schlag und Atmung sowohl die äuße­re Wahr­neh­mung als auch kogni­ti­ve Pro­zes­se wie Gedächt­nis­leis­tun­gen beein­flus­sen“, beschrieb Prof. Dr. Mela­nie Wil­ke, Direk­to­rin des Insti­tuts für Kogni­ti­ve Neu­ro­lo­gie der UMG, ein kon­kre­tes The­ma, das im HBCG erforscht wer­den soll.
Inter­dis­zi­pli­nä­re Spit­zen­for­schung mit moderns­ten tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten im Rah­men einer ein­zig­ar­ti­gen Wis­sen­schafts­struk­tur – das HBCG zählt nicht nur zu den aka­de­mi­schen Leucht­tür­men Göt­tin­gens – es dient auch ganz kon­kret dem Wohl von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten.

Fal­ko Mohrs, Nie­der­säch­si­scher Minis­ter für Wis­sen­schaft und Kul­tur, besich­tigt ein For­schungs­pro­jekt im Heart & Brain Cen­ter Göt­tin­gen, das den Ein­fluss des Her­zens auf dyna­mi­sche Gehirn­ak­ti­vi­tä­ten und Wahr­neh­mung unter­sucht.

Das Gebäu­de
Das vier­ge­schos­si­ge Gebäu­de wur­de als Stahl­be­ton-Ske­lett­bau mit Flach­de­cken erstellt sowie mit einem gleich­mä­ßi­gen Ras­ter kon­zi­piert. Es ver­fügt über eine Gesamt­nutz­flä­che von 3.450 m² mit 26 Zell­kul­tur-, Mikro­sko­pie- und bio­che­mi­schen Labo­ren, 23 Büro­räu­men, einem teil­ba­ren 700  m² gro­ßen Kon­fe­renz­raum und Flä­chen zur Unter­su­chung von Pro­ban­d/-innen.
Um den Ein­satz bild­ge­ben­der Ver­fah­ren, wie eines Mikro-Com­pu­ter­to­mo­gra­phen (Mikro-CT), und mikro­sko­pi­scher Metho­den, wie eines Zwei-Pho­to­nen-Mikro­skops, zu ermög­li­chen, ver­hin­dern nicht nur die Fun­da­men­te des neu­en For­schungs­ge­bäu­des stö­ren­de Schwin­gun­gen, die Gerä­te sind außer­dem auf spe­zi­el­len, schwin­gungs­ge­dämpf­ten Tischen plat­ziert.

Heart & Brain Cen­ter Göt­tin­gen (HBCG)
Robert-Koch-Stra­ße 42
37075 Göt­tin­gen
Tele­fon: 0551 3967629
hbcg@med.uni-goettingen.de
https://hbcg.umg.eu