BGM: Mehr als nur eine Frage der Krankheitsquote

Dr. Esther Curdt ist Expertin für die Einführung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement und zertifizierte Supervisorin/Coachin (DGSv)

Interview: Kristin Schild | Fotos: Lydia Boenisch

Frau Dr. Curdt, warum brauchen Unternehmen ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)?
Die Leitidee bei der Einführung eines BGM ist, kurz gesagt: Wie kann Arbeit in der Organisation so gestaltet werden, dass die Belegschaft gesund bleibt? Es versteht sich als systematische Vorgehensweise, die Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse im Betrieb sowie die individuelle Sicherheits- und Gesundheitskompetenz der Belegschaft berücksichtigt und entwickelt. Damit bildet BGM die Grundlage für den Erhalt und die Stärkung der Gesundheit bei der Arbeit. Wir reden hier also von einem Change-Prozess.

Die Krankschreibungen sind nach wie vor auf Rekordhoch. Was kann der Arbeitgeber tun?
Was sagen uns Krankenstatistiken? Sie sind eine wichtige Größe im Personalcontrolling, da sie Krankheit monetär messbar machen. Aber: Meiner Meinung nach sollte man vielmehr fragen, was die Menschen bei der Arbeit eigentlich gesund hält. Der Fokus liegt dann auf dem Ausloten der Möglichkeiten, wie Arbeit zukünftig gestaltet werden kann, damit sie sinnhaft erlebt und bewältigt werden kann. Mittlerweile ist wissenschaftlich gut erforscht, dass vor allem Arbeitsorganisation, Führungsverhalten sowie Handlungs- und Gestaltungsspielräume den größten Einfluss auf die Gesundheit haben. Umso wichtiger ist die Bereitschaft der Organisation, die eigenen Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern oder anzupassen. Das verlangt Mut und Veränderungsbereitschaft.

Was erfüllt Sie persönlich in Ihrem Beruf?
Die Vielseitigkeit und die Begegnung mit unterschiedlichsten Menschen! Als Organisationsberaterin und Supervisorin gewähren mir Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen Einblicke – das ist teilweise herausfordernd für mich, weil es oft ganz neues Terrain ist, und gleichzeitig ist es hochspannend.