Franziska Golder ist Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht und Notarin. Im Rahmen ihrer Arbeit erlebt sie immer wieder, wie sich elterliche Streitigkeiten auf Kinder auswirken. In einem sehr persönlichen Statement formuliert sie deshalb ein Anliegen.
Text: Franziska Golder | Foto: Adobe Stock, Andreas Wustl / Lichtkunst
Viele Jahre begleite ich Kinder, ohne sie je zu Gesicht zu bekommen. Ich sorge dafür, dass sie im Kindergarten angemeldet werden und vor dem Start die erforderlichen Impfungen erhalten. Ich begleite sie durch die Grundschule und wirke darauf hin, dass sie die weiterführende Schule besuchen können, die sie sich wünschen. Ich weiß, wie sie ihre Wochenenden gestalten, wann sie wöchentlich in den Haushalt des anderen Elternteils wechseln und kenne ihre Hobbys.
Ich habe Kinder erlebt, die stärker und selbstbewusster wurden, die in der Lage waren, ihre Wünsche klar zu formulieren, aber auch Kinder, die verzweifeln und verstummen. Die einen sind den Belastungen, die mit den zahlreichen Streitigkeiten, Besuchen von Verfahrensbeiständen und richterlichen Anhörungen einhergehen, gewachsen, die anderen nicht.
In 2011 bin ich im Familienrecht angetreten, um es besser zu machen als die Rechtsanwälte meiner eigenen Eltern. Ich wünsche mir für alle Familien, die ich begleite, dass sie die wesentlichen Momente im Leben ihrer Kinder gemeinsam erleben können – ohne Bauchschmerzen und mit Freudentränen statt Tränen der Verzweiflung. Bisweilen frage ich mich, ob ich auf verlorenem Posten stehe, aber werde nicht müde werden, weiterhin mein Ziel zu verfolgen.
Meine Bitte: Hört auf die Wünsche eurer Kinder, auch wenn sie nicht euren Wünschen entsprechen und sie euch mitunter treffen. Genießt die gemeinsame Zeit, sie ist doch ohnehin begrenzt. Stärkt eure Kinder und lasst sie nicht weiter an der Trennung leiden! Übernehmt die Verantwortung für die Trennung; eure Kinder haben sich auch etwas anderes gewünscht, müssen aber mit den Konsequenzen eurer Entscheidung leben. Erwartet von ihnen keine Positionierung, sondern stärkt sie darin, ihre beiden Eltern weiterhin lieben zu dürfen. Macht es ihnen so einfach, wie ihr könnt; das ist das Mindeste, was ihr für sie tun könnt!
„Vertrauen ist die Bereitschaft, den Mut zu haben, das Risiko einzugehen, dem anderen eine gute Absicht zu unterstellen.“
(N. Luhmann)
Franziska Golder
Dr. Kleinjohann und Kollegen
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