Ein pri­va­ter Kurz­trip für eine Nacht – ein „Over­nigh­ter“– ist doch was Schö­nes. Das klei­ne Rei­se­ge­päck ist schnell zusam­men­ge­sucht und dank An- und Abrei­se sowie Ein- und Aus­che­cken stellt sich trotz der Kür­ze ein spür­ba­rer Hauch Urlaubs­fee­ling ein. Ab Rich­tung Harz!

Text: Lutz Stein | Fotos: Syl­via Stein, Restau­rant Harz­fens­ter

Im öst­li­chen Teil von See­sen beginnt der west­li­che Teil des Har­zes und genau dort – zwi­schen See­sen und den ers­ten Anhö­hen des nörd­lichs­ten deut­schen Mit­tel­ge­bir­ges liegt in male­ri­scher Allein­la­ge das Hotel Gört­ler. Das Anwe­sen ist mitt­ler­wei­le in drit­ter Gene­ra­ti­on in Fami­li­en­be­sitz und einer die­ser Orte, deren äuße­re Erschei­nung jene Magie aus­strahlt, die schwer in Wort zu fas­sen ist.
Die Küche des zuge­hö­ri­gen Restau­rants Harz­fens­ter darf man guten Gewis­sens zum Bes­ten zäh­len, was die Regi­on im Umkreis von 50 Kilo­me­ter um Göt­tin­gen zu bie­ten hat.
Ver­ant­wort­lich für Töp­fe und Pfan­nen ist Johan­nes Stein­grü­ber. Der jun­ge Gas­tro­nom kann mit gera­de mal 28 Jah­ren schon auf eine ein­drucks­vol­le Küchen­kar­rie­re zurück­bli­cken, mit 14 Sta­tio­nen unter ande­rem bei Kat­ja Burg­win­kel im Nova­lis auf dem Har­den­berg und bei Peter Maria Schnurr im Leip­zi­ger 2-Ster­ne-Restau­rant Fal­co. Neben der Wei­ter­ent­wick­lung sei­nes per­sön­li­chen Koch­stils hat Johan­nes Stein­grü­ber für das Harz­fens­ter durch­aus auch das Erko­chen eines Miche­lin-Ster­nes im Visier.
Um dort zu dinie­ren sind min­des­tens sechs der neun Gän­ge aus­zu­wäh­len und zusam­men mit den klei­nen Küchen­grü­ßen fin­den auf Wunsch gut ein Dut­zend lie­be­voll ange­rich­te­ter Klei­nig­kei­ten den Weg auf den Platz zwi­schen Mes­ser und Gabel. Über­ra­schend, dass dabei weder Sup­pe noch Salat ver­tre­ten waren. Hand­werk­lich zei­gen die jun­gen Köche bereits jetzt ein Niveau weit jen­seits des Gut­bür­ger­li­chen und die Qua­li­tät der ver­wen­de­ten Zuta­ten deu­tet eben­falls an, wo die Rei­se hin­ge­hen soll. Mit einem Hauch mehr Pepp hät­te die pochi­er­te Aus­ter schon jetzt in der Zweis­ter­ne-Liga mit­spie­len kön­nen. Im 6. Gang wur­de die bis dato hohe Mess­lat­te durch die „Inne­ren Wer­te“ aller­dings klar geris­sen. Ein Fehl­ver­such dar­ge­reicht in Form einer optisch und geschmack­lich schwie­ri­gen Melan­ge aus ver­schie­de­nen Ein­ge­wei­den setz­te einen deut­li­chen Kon­trast zum ansons­ten durch­ge­hend hohen Niveau des abend­li­chen Genus­ses. Der dar­auf fol­gen­de „Spie­ßer“ – ein Filet­stück vom ein­jäh­ri­gen Rot­hir­schen – stimm­te aber mehr als ver­söhn­lich und zählt zum Bes­ten, das ich je an Wild­fleisch auf dem Tel­ler hat­te: Die Fleisch­qua­li­tät Spit­zen­klas­se und die Gar­stu­fe per­fekt getrof­fen. Was hier zu einem Mehr-Ster­ne-Gericht noch fehlt ist ledig­lich das Spiel mit Akzen­ten, das durch ent­spre­chend poin­tiert abge­schmeck­te Bei­la­gen noch mehr Span­nung an den Gau­men bringt. Aber bit­te schön – der Küchen­chef ist gera­de mal 28 und hat neben der Küche zur­zeit auch die Orga­ni­sa­ti­on der für 2025 geplan­ten umfang­rei­chen Hotel­re­no­vie­rung am Hacken. In drei Jah­ren wer­den wir wahr­schein­lich alle froh sein, im Harz­fens­ter über­haupt zeit­nah einen Tisch zu bekom­men.

Inha­ber und Küchen­chef Johan­nes Stein­grü­ber,
MaÎt­re Mar­cel Schmidt

Restau­rant Harz­fens­ter
im Hotel Gört­ler
Bulk­stra­ße 1
38723 See­sen
Tele­fon: 0 53 81 / 78 87 7
info@restaurant-harzfenster.de
www.restaurant-harzfenster.de