Die drei Geschäftsführer der SKV Immomed GmbH:
Dr. Gisbert Vogt – Vorsitzender des Aufsichtsrats der Part AG; Jörg Seraphin – Ärztlicher Leiter, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie in Northeim, MVZ Onkologikum Northeim; Rainer Koch – Geschäftsführer der Einbecker Kontor GmbH
Die Immomed GmbH baut für die UMG Strahlentherapie ein Strahlentherapie-Zentrum in Northeim, das Patientinnen und Patienten jährlich 400.000 km An- und Abfahrtswege erspart.
Text: Ulrich Drees | Fotos: Architekturbüro Freienberg, Ulrich Drees
Immer wieder für eine nur minutenlange Behandlung inklusive Anreise und eventueller Wartezeit mehrere Stunden einplanen zu müssen, ist eine echte Belastung – insbesondere dann, wenn man gegen eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs ankämpft. Doch genau mit dieser Belastung leben viele Patientinnen und Patienten, die auf eine Strahlentherapie angewiesen sind.
Die Idee >>> „Als Onkologe kooperiere ich immer wieder mit der Strahlentherapie“, erklärt Jörg Seraphin, Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter des MVZ Onkologikum Northeim und Konsiliararzt für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Helios Albert-Schweizer-Klinik Northeim. „Deshalb vertrat ich schon vor mehr als 20 Jahren die Idee, eine Strahlentherapie in Northeim anzusiedeln, um die oft stundenlangen Wege zu verkürzen, die viele unserer Patienten für eine Behandlung auf sich nehmen müssen.“
Ein Plan, der den Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie nicht mehr losließ, bis sich vor ca. zwei Jahren endlich eine vielversprechende Ausgangssituation ergab und Verantwortliche ihm Unterstützung signalisierten, wenn er sich „selbst darum kümmere.“
Das Team >>> Daraufhin sprach Jörg Seraphin den Geschäftsführer der Einbecker Kontor GmbH Rainer Koch an, der dann Dr. Gisbert Vogt, den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Part AG, ins Boot holte. Mit Prof. Dr. Stefan Rieken, dem Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), fand sich auch ein interessierter Partner für die Nutzung, der das Projekt von Beginn an mit wichtigen Impulsen begleitete. Im Ergebnis gründeten Jörg Seraphin, Rainer Koch und Gisbert Vogt Ende 2022 die SKV Immomed GmbH, um das fertige Strahlentherapiezentrum langfristig an die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) zu vermieten.
„Dr. Vogt und ich waren über die Part AG bereits seit langer Zeit erfolgreich verbunden“, erinnert sich Rainer Koch, der insbesondere seine kaufmännische Expertise einbrachte. „Als Spezialist für die Entwicklung spezialisierter Immobilien stellte seine bauliche Fachkenntnis eine ideale Ergänzung dar.“
Dann ging alles reibungslos weiter. Die UMG verpflichtete sich als Mieterin. Die Stadt Northeim unterstützte das Projekt nachhaltig, und auch die Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim, unterhalb derer das Strahlentherapiezentrum errichtet wurde, begrüßte das neue Angebot an ihrem Standort. „Nicht nur weil die Patientinnen und Patienten der Onkologie und Gynäkologie des Krankenhauses die Strahlentherapie nutzen können“, erklärt Jörg Seraphin. „Auch die ärztliche Notfallversorgung für das Zentrum ist auf diese Weise gesichert, ebenso wie eine Möglichkeit nicht mehr reisefähige Patientinnen und Patienten unterzubringen.“
Reibungslose Bauphase >>> Dank einer guten planerischen Vorbereitung verlief die eigentliche Bauphase dann innerhalb eines Jahres reibungslos und fristgerecht. „Wir werden bis Anfang 2025 fertig sein“, erläutert Gisbert Vogt. „Dann wird die medizinische Gerätetechnik in einer Reihe von Probeläufen genauestens geprüft. Die offizielle Eröffnung ist für den April 2025 geplant.“
Linearbeschleuniger im Bunker >>> Zu den baulichen Besonderheiten des einstöckigen Gebäudes zählt der oberirdische Bunker, in dem das Kernstück des Strahlentherapiezentrums, der Varian 10, ein Linearbeschleuniger neuester Bauart, untergebracht ist. Hier galt es, zahlreiche Sicherheitsanforderungen umzusetzen, zu denen beispielsweise abschließend der Einbau einer 20 Tonnen schweren Strahlenschutztür gehörte, die im Notfall trotzdem mechanisch bewegt werden kann. „Errichtet wurde diese Anlage von einem spezialisierten Anbieter, der glücklicherweise in Northeim ansässig ist“, erklärt Gisbert Vogt.
Bemerkenswert ist auch die nachhaltige Umsetzung des Gebäudes. „Aus energetischer Sicht ist das Objekt mustergültig“, beschreibt Gisbert Vogt. „Dank eines Holzrahmenbaus erzielen wir optimale Dämmwerte und erreichen den aktuell höchsten KfW40-Standard. Durch eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Gebäudedach und eine weitere auf dem Gelände sind wir zu 60 % energieautark – dank eines eigens eingesetzten großen Akkus auch während der Spitzenbelastungen des Beschleunigers.“ Und auch äußerlich setzt das Gebäude mit einer bewussten Strahlenoptik rund um den Linearbeschleuniger sichtbare Akzente. „Dass auf diese Weise die Funktion des Gebäudes erkennbar wird“, erinnert sich Gisbert Vogt, „hat insbesondere Prof. Rieken gefreut.“
Nach seiner Inbetriebnahme wird das ca. zwölfköpfige Team aus Ärzten, Physikern und Assistenzpersonal des Zentrums dann täglich 30 bis 40 Behandlungen durchführen können.
Für die Patientinnen und Patienten >>> „Das Strahlentherapiezentrum Northeim verbindet aus unserer Sicht regionsbezogene Patientenversorgung mit universitärer Kompetenz“, beschreibt Prof. Dr. Stefan Rieken die Sicht der UMG. „Die medizintechnische Ausstattung wird synchron zu der an der UMG sein, und die digitale Anbindung der Patienteninformationen an unser Datennetz ermöglicht von Göttingen aus eine direkte Begleitung durch unsere Strahlentherapeutinnen und -therapeuten sowie Onkologen. Ein enormer Vorteil für die Patientinnen und Patienten.“
Eine Aussage, die verdeutlicht, dass es in der Tat die Patientinnen und Patienten sind, die in erster Linie von dem neuen Strahlentherapiezentrum profitieren. In diesem Ansatz sind sich alle Beteiligten einig. „Es gibt viele Gewinner“, beschreiben Jörg Seraphin, Rainer Koch und Gisbert Vogt. „Jährlich legen die Patientinnen und Patienten, die derzeit aus der Region Northeim zur Strahlentherapie nach Göttingen fahren, beispielsweise ca. 400.000 km zurück. Das heißt, sie fahren ca. zehnmal um die Erde. Wenn das nicht mehr nötig ist, hilft das nicht nur der Umwelt, es spart auch den Krankenkassen – und damit der Allgemeinheit – viel Geld. Entscheidend ist jedoch, dass wir Menschen, die an schweren Erkrankungen leiden, viele Stunden der An- und Abreise und die komplexen Abläufe in einem großen Krankenhaus ersparen. Unser Strahlentherapiezentrum ist ganz darauf ausgelegt, die nur wenige Minuten andauernde Behandlung so angenehm wie möglich zu machen.“
Prof. Dr. med. Stefan Rieken
Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der UMG
SKV Immomed GmbH
Hildesheimer Straße 2
37581 Bad Gandersheim