Prof. Dr. med. Wolfgang Lehmann (Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie); Prof. Dr. med. Thelonius Hawellek (Geschäftsführender Oberarzt und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung der UMG)
In der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) kommt für passgenaue Prothesen bei Kniegelenkimplantationen seit neuestem der Cori-Roboter zum Einsatz – ein Meilenstein in der modernen Endoprothetik.
Text: Kristin Schild | Fotos: Fotografen Benjamin Klingebiel, UMG / Niklas Richter
Jedes Jahr erhalten rund 200.000 Menschen in Deutschland ein künstliches Kniegelenk. Bei diesem Eingriff ersetzen Ärztinnen und Ärzte das beschädigte Kniegelenk ganz oder teilweise durch eine Endoprothese aus Metall und Kunststoff. Der häufigste Grund für diese Operation ist die Arthrose – eine degenerative Gelenkerkrankung. Hierbei kommt es zum Knorpelverlust und zu knöchernen Anbauten im Gelenk. Außerdem verändert sich die Spannung von den angrenzenden Muskeln, Sehnen und Bändern. Es kommt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die, wenn sie weit fortgeschritten sind, operativ durch einen Kniegelenkersatz behandelt werden können. Allerdings gibt es einen entscheidenden Haken: Laut Fachliteratur sind rund 20 Prozent der Patienten mit ihrem künstlichen Kniegelenk nach der Operation unzufrieden – die Ursachen hierfür sind vielfältig.
Auch im Endoprothetikzentrum der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG werden regelmäßig künstliche Kniegelenke implantiert. Seit Oktober letzten Jahres wird hierfür ein hochmoderner Roboter eingesetzt. „Während der OP fährt der Operateur das Kniegelenk mit einer Art von digitalem Stift ab. Das System erstellt daraus ein 3D-Modell des Kniegelenks und misst zusätzlich die Bandspannung. Diese Daten helfen uns, das künstliche Kniegelenk in Echtzeit, also während der Operation, für jeden Patienten individuell und absolut exakt zu platzieren“, erklärt Prof. Dr. Thelonius Hawellek, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter des Endoprothetikzentrums in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG. „Eine hochwertige Knieendoprothese entsteht durch das optimale Zusammenspiel von Prothesensitz und Weichteilspannung, die für jeden Patienten individuell zu betrachten ist – und genau das lässt sich mit dieser Technik sehr präzise umsetzen. Früher ging man davon aus, dass alle Kniearthrosen gleich operiert werden können. Heute wissen wir, dass wir viel stärker die individuelle Knieanatomie berücksichtigen müssen.“ Doch das ist nicht der einzige Vorteil: „Mit Hilfe des Roboters können wir während der OP virtuell in Echtzeit den Einsatz des künstlichen Kniegelenks simulieren und die zu erwartende Kniegelenkfunktion berechnen lassen. Das ermöglicht uns Anpassungen vorzunehmen, noch bevor wir überhaupt anfangen zu operieren. Erst wenn wir den perfekten Sitz der Prothese gefunden haben, beginnt die Operation. Haben wir uns früher ausschließlich auf unsere subjektive Erfahrung verlassen, arbeiten wir nun mit der Robotertechnik objektiv und genauer“, erläutert Prof. Hawellek.
Mit dem Einsatz des Cori-Roboters in der Knieendoprothetik ist die UMG Vorreiterin in der Anwendung modernster Medizintechnologie und läutet damit den Beginn der Möglichkeiten in diesem Bereich ein. „In Zukunft werden roboterassistierte Eingriffe Standard sein“, erklärt Prof. Hawellek. „Ich freue mich sehr über diese Entwicklung, denn sie hebt die Knieendoprothetik auf ein ganz neues Level. Die bisherigen Ergebnisse sind sehr vielversprechend.“

Das Team für den Bereich Roboterassistierte Knieendoprothetik:
Alexander Austein, Dr. Mark-Tilmann Seitz, Prof. Dr. Thelonius Hawellek, Dr. Marc-Pascal Meier, Dr. Ruben Sonnenbrodt

Knieoperation mit dem Cori-Roboter in UMG: Intraoperative Planung für die optimale Positionierung der Knieendoprothese entsprechend der individuellen Anatomie des Patienten.

Knieoperation mit dem Cori-Roboter in der UMG: Dr. Mark-Tilmann Seitz, Prof. Dr. Thelonius Hawellek, Lea Klein (Studentin im Praktischen Jahr)
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