Grafikdesignerin und Künstlerin Lia A. Eastwood verarbeitet ihre überstandene Krebserkrankung in einem kreativen und bildhaften Tagebuch – gespickt mit viel Humor und Lebensmut.
Interview: Kristin Schild | Foto: Kat Hackenberg
Frau Eastwood, Sie haben während Ihrer Krebserkrankung Tagebuch geführt und nun ein Buch daraus gemacht. Wie kam es dazu?
Dass ich erst 2024 dazu komme – drei Jahre nach meiner Krebstherapie – hat verschiedene Gründe. Als Illustratorin und Grafikdesignerin habe ich mein Tagebuch eher gezeichnet als geschrieben. Ursprünglich war es nur für mich gedacht, daher sah ich zunächst keinen Anlass, es zu teilen – außer im kleinen Kreis über meinen WhatsApp-Status. Doch dort erhielt ich so viel Zuspruch, dass ich mich entschloss, das Tagebuch in Buchform umzusetzen. Es ist kein Ratgeber, sondern ein Stimmungsbild, das Betroffene wie Nicht-Betroffene für einige Momente erheitern und zum Schmunzeln bringen soll – nicht mehr und nicht weniger. Den entscheidenden Anstoß gab mir schließlich Sylvia Stein, selbst ehemalige Krebspatientin, die mich so positiv bestärkte, dass wir das Projekt gemeinsam umgesetzt haben.
Was erwartet die Leserinnen und Leser?
Zeichnen ist meine Art, mich mit Dingen auseinanderzusetzen. So habe ich meine Krebstherapie von Januar bis Oktober 2021 dokumentiert – spontan und persönlich. Es ist kein Handbuch, sondern ein Einblick in diese Zeit. Aufgrund des großen Zuspruchs habe ich den Schritt nun gewagt. Soll es Mut machen? Auf alle Fälle! Zum Nachdenken anregen? Vielleicht. Gespräche eröffnen? Unbedingt. Zur Veröffentlichung lade ich Interessierte ein, um über das Buch und seine Entstehung zu sprechen. So möchte ich allen, die mich begleitet haben, etwas zurückgeben.
Was löst es in Ihnen aus, das Buch nun im Nachhinein noch einmal durchzublättern?
Auch ich wurde beim Rückblick überrascht, denn ich habe erhebliche Gedächtnislücken und konnte dadurch auf meine eigenen Notizen zurückgreifen. Diese Zeichnungen mit Abstand wieder anzusehen, ist eigenartig. Ich weiß, sie stammen von mir, wirken aber gleichzeitig wie etwas, das sich von mir gelöst hat – und das finde ich gut. Mir war wichtig, diese 42 Wochen genauso darzustellen, wie sie waren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Leserinnen und Leser Krebs hatten oder haben oder gesund sind.
Eckdaten zu Brustkrebs
• Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland: ca. 74.500 Frauen und 690 Männer
• Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen, zusätzlich wird bei mehr als 6.000 Frauen jährlich ein in-situ-Tumor diagnostiziert. Etwa ein Prozent aller Neuerkrankungen betrifft Männer.
• Auf Basis der aktuellen Inzidenzraten erkrankt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.
Therapie-Verlauf bei Lia A. Eastwood
Diagnose: Ende November 2020 – Aggressives Triple-Mamma-Karzinom mit einer Wachstumsrate von 70 %
Chemotherapie: Januar bis Mai 2021
Brust-OP: Juli 2021
Strahlentherapie: Ende August bis Anfang Oktober 2021
Behandlungsort: Neu-Betlehem (Agaplesion), Göttingen
Buchveröffentlichung mit Lesung
• 29. November, 18.00-20.30 Uhr, Alte Fechthalle, Geiststraße 6, 37073 Göttingen, mit kleinem Catering und Getränken
• Musikalische Lesung und Gesprächsrunde zum Thema
Kontakt und Buchbestellung
Lia A. Eastwood, lia@eastwood-design.de
