Die Rechtsanwältin und Notarin sowie Fachanwältin für Familienrecht Franziska Golder ist auch als Vortragsreferentin für das Thema „Frauen und Finanzen“ aktiv. Im Interview berichtet sie aus ihrer Praxis.
Interview: Ulrich Drees | Foto: Andreas Wustl / Lichtkunst
Frau Golder, worüber klären Sie in Ihren Vorträgen auf?
Weil meist Frauen ihre berufliche Karriere zugunsten der Kinderbetreuung zurückstellen, entstehen für sie Versorgungslücken in der Rente und beim Vermögensaufbau. Ich informiere daher in meinen Vorträgen über alle Ansprüche rund um Unterhalt und Vermögen, die im Rahmen der Scheidung entstehen. Wenig Ausgleich gibt es bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften – ein hoher Preis für die ihnen zugeschriebene Freiheit.
Was sollten Frauen schon zu Beginn einer Ehe rechtlich absichern?
Wenn erhebliches Vermögen im Spiel ist und der Abschluss eines Ehevertrages im Raum steht, sollte sich „Frau“ mit den Folgen einer Scheidung auseinandersetzen und nicht darauf hoffen, dass schon alles gutgehen wird. Grundsätzlich empfehle ich eine durchgehende Berufstätigkeit, denn ein eigenes Einkommen erhält die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Niemand sollte eine unglückliche Ehe aus Angst vor dem finanziellen Ruin weiterführen müssen. Deshalb muss klar sein, dass eine Frau, die nicht oder nur in Teilzeit arbeitet, um Kinderbetreuung oder Haushaltstätigkeit zu übernehmen, einen gleichwertigen Beitrag zum Haushaltseinkommen leistet und dies so zu verwenden ist, dass beide Ehegatten finanziell abgesichert werden.
Gibt es bei einer Scheidung sinnvolle Sofortmaßnahmen, um spätere Komplikationen zu vermeiden?
Nicht Google oder ChatGPT fragen und nicht in Foren lesen; das führt nur zu Panik und falschen Vorstellungen. Die rechtliche Situation sollte immer bei einem Fachanwalt für Familienrecht erfragt werden. Viele sehen den Besuch bei einem Rechtsanwalt als Verrat an dem anderen an. Faire Lösungen lassen sich jedoch nur finden, wenn ich um meine Rechte aber auch um meine Pflichten weiß. Informationslücken gibt es hier bei Männern wie Frauen, leider lassen sich Frauen in solchen Fällen mitunter aber schneller verunsichern und machen vorschnelle Zugeständnisse, um beispielsweise Streit von Kindern fernzuhalten.
Wo besteht Ihrer Erfahrung nach das größte Konfliktpotenzial im Falle einer Trennung?
Mein erster Impuls wäre: „die Kinder“. Doch vermutlich ist es eine Mischung aus Benachteiligung und dem Gefühl der Unterlegenheit – und zwar in beiden Richtungen. Eine Trennung offenbart die Schwächen des „Einer betreut die Kinder, einer geht arbeiten“-Modells, denn dann steht ein Partner wirtschaftlich schlechter da und der andere hat weniger Bezug zu den gemeinsamen Kindern. Fehlt dann noch eine gemeinsame Gesprächsbasis, können kleinste Probleme zur Eskalation führen.
Können Sie helfen, Konflikte gütlich beizulegen?
Indem ich Betroffenen ausführlich ihre Rechte erkläre und bei Bedarf Beratungsstellen vermittle, lassen sich gangbare Konstellationen finden. Es müssen jedoch beide zu einer Einigung bereit sein.
Notarielle Aspekte
Eheverträge und Ehescheidungsfolgenvereinbarungen geben den Eheleuten die Möglichkeit, eine für ihre Ehe oder Trennung individuelle und faire Lösung zu finden. Da die notarielle Tätigkeit stets neutral ist, muss keiner befürchten, dass seine Interessen übergangen werden.
Dr. Kleinjohann und Kollegen
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