In der Göttinger City sprach Charakter-Chefredakteur Ulrich Drees mit Rene Schmock, der zu den erfolgreichsten deutschen Influencern gehört, über das, was im Leben wirklich zählt und warum Göttingen seine Stadt bleibt.
Interview: Ulrich Drees | Fotos: Stephan Beuermann, lookfamed
Rene, aktuell hast du ca. 5,5 Mio. Social-Media-Follower. Wie erreicht man eine solche Bekanntheit?
Geplant war das nie. Ich habe vorher zehn Jahre als Lkw-Fahrer gearbeitet. Natürlich hatte ich da auch immer wieder mein Handy in der Hand, aber so richtig gekannt habe ich die Online-Welt nicht. Anfangs hatte ich nur Facebook, und als mein Bruder mir Instagram vorschlug, war ich skeptisch: Warum sollte ich meine Bilder jetzt auch da posten? Irgendwann wurde ich dann auf TikTok aufmerksam. Die App tauchte plötzlich überall auf, und da habe ich sie mir runtergeladen. Zuerst habe ich mir einfach Quatsch-Videos angesehen, dann habe ich auch selbst welche gemacht. Dass die von Zehntausenden anderer Leute gesehen werden konnten, ohne dass ich nennenswerte Abonnenten gehabt hätte, war mir gar nicht bewusst. Aber das war der Anfang.
Was war das für ein Gefühl, zu merken, dass deine Videos ankommen?
Zuerst habe ich das gar nicht realisiert und wusste ja auch nichts über diese Parallelwelt aus YouTubern und Instagrammern. Deshalb war es gleichzeitig weit weg, weil ich die Leute ja nicht sah, die meine Videos anschauten, und trotzdem ein komisches Gefühl. Hinzu kam, dass viele Leute aus meinem Umkreis – meine damalige Freundin, deren Freunde, Arbeitskollegen – eher dagegen waren. Die fragten, warum ich mich da zum Deppen machen würde.
Du hast aber weitergemacht.
Ja. Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht tun sollte, reizt es mich doppelt, es trotzdem zu machen.
Schaust du selbst viele TikTok-Videos?
Nur als Teil meiner Arbeit, um zu wissen, was gerade angesagt ist und zu überlegen, wie ich es anders oder vielleicht besser machen könnte.
TikTok-Videos wirken oft spontan – inwieweit planst du deine Beiträge, um Erfolg zu haben?
Bis heute plane ich nichts. Ich weiß beispielsweise nicht, was ich heute machen werde. Der Unterschied zu früher ist, dass es mehr Spaß gemacht hat, einfach was rauszuhauen. Heute habe ich gefühlt alles schon einhundertmal gemacht und muss trotzdem ständig etwas produzieren, weil mein Lebensstil ganz stark von meinen aktuellen Zugriffszahlen abhängt.
Deshalb geh ich nicht zur Arbeit, komme nach Hause und leg den Lkw-Schlüssel weg – ich bin 24 Stunden am Tag gefordert. Im Prinzip mache ich nichts mehr nur aus Spaß. Wenn ich jetzt drei Stunden schwimmen gehen würde, weil ich gerade Lust darauf hätte, wären das drei Stunden, in denen ich nichts posten kann.
Gleichzeitig ist das natürlich Meckern auf hohem Niveau, denn ich habe unendlich viele Chancen und Möglichkeiten, die ich selbst manchmal noch gar nicht realisiere. So wie es gerade läuft, ist das regelrecht surreal – und im selben Moment ist es wieder die Hölle.
Das klingt nach konstantem Stress. Wie findest du Ruhe?
Auf dem Niveau, auf dem ich gerade bin: gar nicht. Aber wenn man auf der Welle ist, muss man sie reiten. Selbst wenn das nicht zwangsläufig immer gut für mich ist, würde ich jetzt nicht aussteigen.
Und was machst du mit dem Geld, das du verdienst?
Für diesen Zeitpunkt gebe ich das Geld, das ich jetzt verdiene, nicht für irgendeinen Quatsch, sondern für sinnvolle Dinge aus. Viele Leute, die in kurzer Zeit viel Geld verdienen, verpeilen ihre Verpflichtungen, zahlen ihre Steuern nicht und so weiter. Am Ende haben sie dann ihr Geld doppelt oder dreifach verloren. Ich wusste von Anfang an, dass mir das nicht passieren sollte.
Warum war dir das so wichtig?
Vielleicht, weil ich früher nie Geld hatte. Manchmal habe ich über Wochen und Monate nur Nudeln mit Ketchup gegessen. Wenn mir meine Oma mal 50 Euro gab, habe ich davon für zwei Wochen Essen und Trinken gekauft. Dahin möchte ich nie zurück. Was aktuelle Ausgaben angeht, profitiert mein Umfeld gegenwärtig vermutlich mehr von meinem Geld als ich selbst.
Könntest du dir vorstellen, wieder als Lkw-Fahrer zu arbeiten?
Eine Zeit lang war das für mich wirklich ein Traumjob. Obwohl ich selbst damit inzwischen aufgehört habe, konnte ich durch das, was ich über den Beruf gepostet habe, sogar neue Interessenten begeistern. Heute würde ich aber wohl nicht dahin zurückgehen, sondern eher etwas in Richtung Online-Marketing machen. Beispielsweise mit Produktvideos, weil ich weiß, auf welcher Plattform was funktioniert, ganz im Sinne meines Mottos: „Work smart, not hard!“ Ich will nicht mehr für jemand anderen 13-15 Stunden am Steuer sitzen und nur für acht Stunden bezahlt werden.

Wenn du von dieser Welle sprichst, dann schwingt da ja mit, dass du das nur bedingt steuern kannst und einfach akzeptierst, was gerade passiert?
Ich lebe wirklich immer im Hier und Jetzt. In diesem Moment weiß ich beispielsweise nicht, was für die nächsten Tage und Wochen in meinem Terminkalender steht. Diese Sicht auf die Dinge ergab sich aus meinem bisherigen Leben. Nach einer perfekten Kindheit, in der meine Mutter ganz allein – meinen Vater kenne ich nicht – alles versucht hat, damit es mir gut geht, erkrankte sie an Lungenkrebs. Ich ging damals noch zur Schule und bekam zu Hause mit, wie sie durch die Chemo ging, und als das überstanden war, einen Schlaganfall erlitt. Mit ihrem Kopf auf meinem Schoß wartete ich auf den Hubschrauber, der sie ins Krankenhaus brachte. Während sie im Krankenhaus lag, lebte ich dann für Wochen allein zu Hause und wusste nicht, ob ihr Gehirn überhaupt noch funktionieren würde. Dann kam sie rechtseitig gelähmt aus der Reha zurück. Später kam der Krebs zurück und meine Mutter starb dann während meines allerersten Urlaubs, damals war meine Ex-Freundin gerade mit meinem Sohn Jason schwanger.
Vieles in meiner Vergangenheit war ziemlich furchtbar, aber diese Erfahrungen haben auch dafür gesorgt, dass ich heute sage: Die Dinge sind, wie sie sind. Du kannst sie nicht ändern. Deshalb ist Zeit für mich jetzt wichtiger als alles andere. Im Juni rief mich zum Beispiel mein Bruder von einem Open-Air-Festival aus an, und meinte, ich solle doch auch kommen. Normalerweise kann ich so was nicht so spontan machen, weil meine Zeit zu durchgetaktet ist. Aber mein Cousin wollte auch hin, und am Ende habe ich für sechs Leute die Karten für 97 Euro bezahlt, damit alle mitkommen konnten. Das Geld war mir da egal, ich wollte den Moment mit den Leuten erleben und vor allem die Zeit nutzen, wenn sonst gerade nichts im Kalender steht.
Wie legst du das Geld an, das du verdienst? Hast du so etwas wie einen Finanzberater?
Nein, ich bin da zurückhaltend. Wenn mir ein Banker sagt, ich sollte mein Geld in etwas investieren, dann frage ich ihn immer, ob er das selbst auch gemacht hat. Wenn nicht, warum soll ich das dann machen?
Aber was meine direkte Arbeit angeht, arbeite ich ganz wunderbar mit der Agentur lookfamed zusammen, die für mich im Hintergrund die vielen geschäftlichen Strippen zieht, ohne die es in der Branche heute gar nicht gehen würde.
In Göttingen bist du geschäftlich mit den Schmockimaten, dem Schmockimarkt und dem SchmockDog aktiv – ist das eine bewusste Konzentration?
Ich stamme aus Göttingen und will auch weiter hier leben. Da liegt es nahe, hier aktiv zu werden. Mittlerweile ist Göttingen für meine Follower auch so ein kleines Reiseziel geworden. Die fahren hierher, um mich im SchmockDog zu sehen, essen einen Hotdog, gehen dann zu einem Schmockimaten und lassen sich gleich bei dem Friseur die Haare schneiden, bei dem ich auch bin, und manchmal übernachten sie dann sogar noch in Göttingen. Wenn mir noch was einfiele, was ich in Göttingen eröffnen könnte, ich würde es machen. Natürlich verdiene ich mit einem Hotdog-Imbiss nicht so viel Geld wie mit meiner Haupttätigkeit, aber es ist cool, so was zu haben, und wenn es läuft, lässt es sich als Franchise oder Pop-up-Version auch in jeder anderen Stadt umsetzen. Am Ende des Tages versuche ich, alle Projekte skalierbar zu halten.
Wo in Göttingen bist du aufgewachsen?
Überall. Meine Mutter ist damals gefühlt einmal im Jahr umgezogen – ich habe also in fast jedem Viertel mindestens einmal gewohnt.
Triffst du heute überall alte Freunde?
Eigentlich nicht. Die meisten Leute erkennen mich wegen meiner Arbeit. Mit vielen Menschen von früher habe ich den Kontakt schnell verloren. Meine heutigen Freunde kenne ich meist aus der Berufsschule.
Dein Lieblingsviertel?
Holtensen. Das gehört noch zu Göttingen, und über die Verbindungsstraße bin ich in zwei Minuten in der Stadt. Gleichzeitig habe ich dort meine Ruhe.
Du hast zwei Kinder. Was vermittelst du ihnen über das, was im Leben wichtig ist?
In meiner Situation ist das ziemlich kompliziert. Ist es richtig, die Schule abzuschließen, eine Ausbildung zu machen und dann einen Nine-to-Five-Job zu haben, weil das gesellschaftlich anerkannt ist? Oder reicht es, die Schule zu beenden, eine gewisse Allgemeinbildung zu haben – und sich dann seinen eigenen Weg zu suchen? Schon das Schulsystem ist aus meiner Sicht problematisch: Angenommen, mein Sohn hat zehn Fächer. In acht ist er okay, in einem sehr schlecht und in einem extrem gut. Die Schule sagt dann: „Jetzt musst du in dem schlechten Fach besser werden.“ Logisch wäre doch, ihn dort zu fördern, wo er richtig gut ist – damit er darin noch besser wird –, statt ihn überall aufs Mittelmaß zu bringen.
Als du einen ersten Schmockimaten aufgestellt hast, gab es maximale Aufmerksamkeit. Wie bist du auf die Idee gekommen, deine Bekanntheit für einen Snack-Automaten zu nutzen?
Ich wollte schon längere Zeit einen Snackautomaten aufstellen – und habe es dann irgendwann einfach gemacht. Gleich der erste Automat ging komplett durch die Decke und löste in ganz Deutschland einen solchen Automaten-Hype aus, dass die auf einmal bei allen Herstellern ausverkauft waren. Genauso war es mit den blauen TAKIS: Plötzlich gab es Hunderte Millionen Aufrufe, sodass sie nirgends mehr zu bestellen waren.

Gerade wegen der Taki-Chips gab es auch Kritik. Hat dich das getroffen?
Nein. Als Creator braucht man die charakterliche Stärke, sich so etwas nicht zu Herzen zu nehmen. Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, dass ich mich über unwichtige Aussagen aufrege. Vor allem weil 90 % der negativen Kommentare einfach unreflektiert sind. Wenn jemand sagt, dass ich Kindern ihr Taschengeld abziehe, weil die TAKIS im Automaten 6 Euro kosten, dann hat er schlicht nicht darüber nachgedacht, was er da von sich gibt.
Erstens finde ich es besser, wenn mein Sohn die 10 Euro, die ich ihm gegeben habe, für eine Tüte Chips und etwas zu trinken ausgibt, statt sich in einem Online-Spiel irgendwelche Effekte zu kaufen, bei denen das Geld im Nichts verschwindet. Zweitens lernt ein Kind auf diese Weise, dass sein Geld irgendwann weg ist – und dass man es besser für etwas ausgeben sollte, das einem wirklich gefällt. Drittens: Das sind keine Billig-Chips für 50 Cent – sie kosteten damals im Einkauf 3,50 Euro. Wir hätten damals auch 10 Euro verlangen können, und es hätte trotzdem funktioniert.
Während unseres Interviews in der Göttinger Innenstadt wirst du immer wieder erkannt. Wie fühlt sich das an?
Das ist allgegenwärtig. Gestern war ich mit Freunden auf einem Open-Air-Festival. Selbst in einem etwas abgeschotteten Bereich kamen alle drei Minuten Leute, um kurz zu quatschen oder ein Foto zu machen. Sogar auf der Toilette folgen mir sofort Leute. Vor ein paar Tagen stand ich im Pagoda am Buffet, da war eine Abschlussfeier. Jemand erkannte mich, und plötzlich schrien und sang sie meinen Namen. Kurz darauf stand gefühlt das ganze Restaurant vor mir – 20 bis 30 Leute wollten ein Foto. Das kann manchmal etwas viel sein, aber für die einzelnen Menschen ist das ein besonderer Moment. Das respektiere ich und versuche immer freundlich zu sein – besonders zu Kindern. Egal, was ich gerade mache, nehme ich sie in den Arm und mache ein Foto mit ihnen. Trotzdem versuche ich, solche Situationen möglichst kurz zu halten, weil ich die Menschen ja eigentlich gar nicht kenne.
Für Creator ist Öffentlichkeit zentral. Wie weit darf man gehen, um wahrgenommen zu werden?
Mir ist wichtig, nichts vorzutäuschen. Es gibt Leute, die faken Schwangerschaften und anschließende Fehlgeburten. Daraus kann nie etwas Gutes entstehen, denn irgendjemand findet es immer heraus. Das ist wieder nur dumm – nach so etwas glaubt dir ja jemand mehr. Na klar kann man trotzdem Gags machen, die man im wirklichen Leben nicht bringen würde. Wenn ich einem Kollegen sein Auto mit sechs Schichten Folie umwickle, ist das eben nur ein lustiges Video – sonst würde ich das nicht machen. Aber es ist eben ja auch nicht gestellt, weil es genau so geschehen ist.
Wo wir über Dummheit sprechen: Ist dir Intelligenz wichtig?
Für mich ist es viel wichtiger, ob jemand Köpfchen hat – und das merke ich ziemlich schnell. Man muss nicht der schlauste Mensch sein, aber man muss Bock haben. Ich sage: Sei nicht schlau, sei der Beste in dem, was du tust.
Meinst du mit „Bock haben“ dasselbe wie ehrgeizig sein? Viele Ältere bezweifeln, dass Jüngere Menschen diese Eigenschaft heute mitbringen. Wie siehst du das?
Für mich ist das jeweilige Umfeld entscheidend. Die Leute, mit denen ich enger verbunden bin, verstehen, wie viel Arbeit all die Projekte erfordern, die ich gleichzeitig vorantreibe. Dadurch sehen sie, was man erreichen kann, wenn man sich anstrengt. Und gleichzeitig erleben sie durch mich, welches Leben möglich ist, wenn etwas mehr Geld zur Verfügung steht, als sie es gewohnt sind. Das motiviert sie, sich ebenfalls anzustrengen. Sie lernen außerdem, dass es mehr gibt als einen Nine-to-Five-Job, in dem man seine Zeit gegen Geld tauscht. Wenn sie samstags arbeiten sollen, obwohl sie nicht auf dem Dienstplan stehen, frage ich: „Okay, bekommst du das bezahlt? Wenn nicht, dann lass es.“ Unbezahlt zu arbeiten, ist nur für Familie, Freunde oder ein kleines Unternehmen, das sonst nicht funktioniert, in Ordnung.
Du hast erwähnt, dass dein Umfeld von deinem Geld profitiert. Zieht dein Bekanntheitsgrad auch die falschen Leute an?
Auf jeden Fall, und da ich anderen eigentlich sofort hundertprozentig vertraue, ist das schwierig. Deshalb lasse ich – abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wie Max Kandt, mit dem ich den SchmockDog-Imbiss als GmbH gegründet habe – keine neuen Menschen in meinen Kreis. Ich habe heute mehr oder weniger dieselben Freunde wie schon vor meinem Erfolg, dazu kommt natürlich meine Familie. Mein Bruder zum Beispiel: Der hatte früher auch nicht viel Geld, hat mir aber trotzdem immer diese Primark-Schuhe für 3 Euro gekauft – gleich fünf oder sechs Paar auf einmal, damit ich für ein halbes Jahr versorgt war. Heute ist es andersrum: Wenn er etwas braucht, bekommt er es.
Vermutlich profitieren Friseure oder Restaurants davon, wenn man dich dort sieht oder du etwas postest. Gleichzeitig verdienst du mit Werbung Geld. Wie unterscheidest du da?
Mit meinem Friseur bin ich befreundet – das ist was anderes. Ein anderes Beispiel: Zum Geburtstag habe ich von meinen Kindern und ihren Müttern ein Bild geschenkt bekommen, auf dem der Künstler meine Mutter und mich gemalt hat. Als ich das in einem Video gezeigt habe, war der Künstler – der das eigentlich nur nebenbei gemacht hatte – anderthalb Jahre lang ausgebucht und kündigte sogar seinen Hauptjob. Dafür habe ich nichts bekommen, und das hätte ich auch nicht gewollt. Solche Videos entstehen spontan, wenn ich etwas gut finde. Wenn dann jemand davon profitiert, freut mich das.
Wenn aber eine Firma kommt und sagt: „Rene, wir geben dir drei Cheeseburger und eine Cola, und du drehst ein Video“, das dann vielleicht 2 Millionen Mal aufgerufen wird – und die Firma dadurch viel Geld verdient – finde ich es nur fair, dass ich auch etwas bekomme. Schließlich würde die Firma für einen TV-Werbespot ebenfalls viel Geld zahlen. Trotzdem verstehen das viele Leute nicht.
Denkst du bei Werbepartnern darüber nach, ob sie zu dir passen?
Das war eigentlich nie ein Thema. Trotzdem gibt es viele Anfragen, aus denen nichts wird, weil ich bereits einen festen Stamm an langfristigen Partnern habe, den ich nur selten erweitere. Obwohl auch mal Anfragen kommen, ob ich Sport-BHs oder Menstruationstassen testen wolle, nehme ich eigentlich nur Sachen an, die auch zu mir passen.
Was denkst du über Künstliche Intelligenz und ihren Einfluss auf deine Arbeit?
KI wird wohl jeden Lebensbereich beeinflussen – wie genau, kann heute vermutlich noch niemand sagen. Was meine Arbeit betrifft, mache ich mir keine Sorgen. KI ist in erster Linie eine technische Innovation – wie viele andere auch. Man muss lernen, sie richtig zu nutzen. Erst heute habe ich ein Video von einem Doktor gesehen, der Nahrungsergänzungsmittel verkauft hat. Alle Videos mit ihm hatten über eine Million Aufrufe – der Account verdient damit mindestens 50.000 Euro im Monat. Aber diesen Doktor gibt es gar nicht – der wurde von einer KI erschaffen, so überzeugend, dass es niemand merkt.
Empfindest du angesichts deiner Bekanntheit eine Verantwortung für gesellschaftliche oder politische Themen?
Aus politischen Themen halte ich mich komplett raus. Ich finde, dass meine persönliche Meinung da keine Rolle spielt. Egal, was ich denke – es wird immer viele Menschen mit anderen Meinungen geben. Und egal, was ich sage – es gibt immer jemanden, der es falsch versteht und mich in eine Ecke drängt, in die ich nicht gehöre.

Ulrich Drees, Rene Schmock
Rene Schmock
Der 33-jährige Rene Schmock feierte seine ersten TikTok-Erfolge mit Videos, die ihm bis heute den Beinamen „CEO of Heißluftfritteuse“ einbrachten, weil er in besagtem Küchengerät verschiedene Lebensmittel frittierte. Heute hat er auf Plattformen wie TikTok, Instagram, Snapchat und YouTube insgesamt ca. 5,5 Millionen Follower und zählt zu Deutschlands reichweitenstärksten Influencern. Der gebürtige Göttinger erregte auch mit seinen Schmockimaten bundesweite Aufmerksamkeit – Snack-Automaten, in denen er ebenso spezielle wie hochpreisige Leckereien und andere Überraschungen anbietet. Neben dem Schmockimaten-Kiosk am Kornmarkt betreibt er seit einigen Monaten mit seinen Geschäftspartnern in der Nikolaistraße auch den Hotdog-Imbiss „SchmockDog“.
„Blaue TAKIS“
Die TAKIS, deren Verkauf Rene im Interview anspricht, sind gerollte Tortilla-Chips aus Maismehl. Sie stammen ursprünglich aus Mexiko und sind für ihre scharfe Würzung bekannt. Die Blauen TAKIS – oder auch TAKIS Blue Heat –, von denen Rene im Interview spricht, sind tatsächlich knallblau, schmecken nach Chili und Limette und sind mit 8000-10000 Einheiten auf der Scoville-Schärfe-Skala nur etwas für mutige Feinschmecker.
Kunst oder Quatsch?
Sich täglich zu überlegen, wie man etwa 5,5, Millionen Fans unterhält – ist das vergleichbar mit den Herausforderungen eines Popstars oder Regisseurs? Rene Schmock sieht das so:
„Ich empfinde eigentlich alles, was ich mache, als Quatsch. Aber ich produziere diesen Quatsch nicht so, dass er wie Quatsch aussieht. Stattdessen zeige ich in meinen Videos das echte Leben – das ja eigentlich Quatsch ist.“
Statussymbole?
Wie wichtig ist es für einen Influencer, durch teure Kleidung, Uhren oder andere Statussymbole seinen Marktwert zu zeigen? Für Rene Schmock offenbar nicht sehr: Hose und T-Shirt beim Interviewtermin kosteten jeweils rund 20 Euro. „Sowas interessiert mich nicht“, sagt er. „Wenn ich mir etwas kaufe, das andere als Statussymbol sehen, dann nur, weil ich es selbst cool finde.“
So wie seinen Mercedes. „Für mein Auto habe ich viel Geld ausgegeben“, erzählt er. „Das war immer ein Traum von mir. Als ich es mir leisten konnte, habe ich ihn mir erfüllt. Ansonsten habe ich keine nennenswerten materiellen Bedürfnisse. Alles, was ich brauche, habe ich mir bereits gekauft.“
