Als Lei­ter des zufall.lab beschäf­tigt sich Stef­fen Ober­mann damit, wel­che Inno­va­tio­nen und Ver­än­de­run­gen einen fast 100 Jah­re alten Logis­ti­ker fit für die nächs­ten 100 Jah­re Unter­neh­mens­ge­schich­te machen.

Inter­view: Ulrich Drees | Fotos: Ulrich Drees, Zufall GmbH

Herr Ober­mann, die ZUFALL logi­stics group zählt zu den wich­tigs­ten mit­tel­stän­di­schen Logis­ti­kern Deutsch­lands. Seit 2021 arbei­ten Sie dar­an mit, das Unter­neh­men „enkel­taug­lich” zu machen. Was ist damit gemeint?
Der Begriff geht auf unse­ren geschäfts­füh­ren­den Gesell­schaf­ter Peter Mül­ler-Kro­nen­berg zurück, der ihn zum Unter­neh­mens­zweck erklärt hat. Ich fin­de die­se Idee groß­ar­tig: Logis­tik enkel­taug­lich machen. Das ist genau das, was ein Fami­li­en­un­ter­neh­men aus­macht. Hier geht es nicht um kurz­fris­ti­ge Erfol­ge, son­dern um unse­re Ver­ant­wor­tung für unse­re gemein­sa­me Zukunft. Des­halb fra­gen wir uns bei jeder Ent­schei­dung: Was wer­den unse­re Azu­bis in 50 Jah­ren dazu sagen? Und was wer­den die jet­zi­gen „Enkel“ in 50 Jah­ren über das den­ken, was wir heu­te beschlie­ßen? In die­sem Sin­ne steht „enkel­taug­lich“ für die drei „P“s: Peo­p­le, Pla­net, Pro­fit. Wir wol­len sorg­sam mit unse­rer Umwelt umge­hen, sorg­sam mit Men­schen umge­hen – und das so, dass wir gleich­zei­tig Geld damit ver­die­nen.

Lässt sich das in der Logis­tik­bran­che umset­zen?
Dazu braucht es gute Ideen und den Antrieb, sie in der Pra­xis umzu­set­zen. Genau dafür wur­de 2019 das zufall.lab gegrün­det. Wir hören uns in der Bran­che, in der Start-up-Sze­ne und natür­lich an unse­ren elf Stand­or­ten nach guten Ideen um, die hel­fen, unse­re Arbeit – die aktu­ell noch viel zu stark von Die­sel­mo­to­ren abhängt – nach­hal­ti­ger zu gestal­ten und auch unse­re eige­nen Kun­den und Part­ner­un­ter­neh­men dafür zu begeis­tern. Um gesell­schaft­lich etwas zurück­zu­ge­ben, för­dern wir bei­spiels­wei­se nicht gewinn-maxi­mie­ren­de Kunst – und ganz wich­tig: Wir fin­den Wege, um alle Zufaller:innen ihre Arbeit als posi­ti­ven Teil ihres Lebens wahr­neh­men zu las­sen.

Wie kann das funk­tio­nie­ren?
Manch­mal hilft es schon, sich zu ver­ge­gen­wär­ti­gen, wie wich­tig Logis­tik – weit über vol­le Super­markt­re­ga­le hin­aus – eigent­lich für uns alle ist. Es hilft, wenn wir dafür sor­gen, dass wir in unse­ren Hal­len nicht die güns­tigs­ten, son­dern die ergo­no­misch sinn­volls­ten Gabel­stap­ler ein­set­zen. Oder wenn wir unse­ren Fah­ren­den einen „digi­ta­len Zwil­ling“ zur Sei­te stel­len. Das ist ein inno­va­ti­ves Pro­jekt, für das wir sogar eine Bun­des­för­de­rung erhal­ten haben. Eine Soft­ware wird bald unse­ren Fah­ren­den mor­gens dabei hel­fen, ihre Fracht für den Tag zusam­men­zu­stel­len. Aktu­ell kos­tet sie das fast ein Drit­tel ihres Arbeits­tags, bevor sie sich über­haupt ans Steu­er set­zen.

Liegt die Zukunft Ihrer Bran­che in einer ent­spre­chen­den Auto­ma­ti­sie­rung?
Unse­re Auto­ma­ti­sie­rungs­quo­te ist tat­säch­lich sogar sehr nied­rig. Gera­de, wenn es um die klas­si­schen Tätig­kei­ten geht, kom­men wir nicht ohne unse­re Lager­mit­ar­bei­ten­den und die­je­ni­gen aus, die unse­re Last­wa­gen fah­ren. Davon haben wir immer zu weni­ge. Umso mehr ach­ten wir dar­auf, dass wir ihnen ein Zuhau­se bie­ten, indem wir wirk­lich gut mit ihnen umge­hen. Das fängt bei Dienst­klei­dung an und hört beim Zufall-Dia­log auf, wo wir sie eben auch fra­gen, wie es ihnen bei uns geht.

Die ZUFALL logi­stics group
Mit heu­te elf Stand­or­ten und ca. 2200 Mit­ar­bei­ten­den kann die fami­li­en­ge­führ­te ZUFALL logi­stics group in drei Jah­ren ihr 100-jäh­ri­ges Bestehen fei­ern. Als pro­fes­sio­nel­ler Logis­tik­dienst­leis­ter bie­tet das Unter­neh­men sei­nen Kun­den alle klas­si­schen Logis­tik­leis­tun­gen bis hin zu Pre­mi­um­pro­duk­ten, wie dem Night­star Express, der bis spät in den Abend abge­ge­be­ne Sen­dun­gen bis zum nächs­ten Mor­gen ans Ziel bringt. Als Fami­li­en­un­ter­neh­men bekennt sich ZUFALL zu einem moder­nen Ver­ständ­nis der eige­nen Ver­ant­wor­tung gegen­über den fol­gen­den Gene­ra­tio­nen und enga­giert sich des­halb bewusst für eine nach­hal­ti­ge Logis­tik und gute Arbeits­be­din­gun­gen in der Bran­che. Das 2019 gegrün­de­te zufall.lab unter­stützt die­se Zie­le mit Inno­va­tio­nen, unter­stützt Ver­än­de­rungs­pro­zes­se und bie­tet über die För­de­rung nicht gewinn­ma­xi­mie­ren­der Kunst auch einen gesell­schaft­li­chen Mehr­wert.

Fried­rich Zufall GmbH & Co. KG
Inter­na­tio­na­le Spe­di­ti­on
Robert-Bosch-Brei­te 11
37079 Göt­tin­gen
Tele­fon: 0551 / 607-0
goettingen@zufall.de
www.zufall.de