Der Prä­si­dent des Golf­clubs Har­den­berg lebt heu­te vor allem auf Sylt. Bei einem sei­ner regel­mä­ßi­gen Besu­che in Göt­tin­gen traf ihn Cha­rak­ter-Chef­re­dak­teur Ulrich Drees zu einem Gespräch.

Inter­view: Ulrich Drees | Fotos: Ste­phan Beu­er­mann

Herr Bartels, wir besu­chen Sie gera­de in Schne­ding­hau­sen bei Ihrem bes­ten Freund Chris­toph Ham­pe. Hier woh­nen Sie, wenn Sie in der Regi­on sind. Wie teilt sich Ihre Zeit auf?
Ein­mal abge­se­hen vom Win­ter, ver­brin­ge ich gegen­wär­tig ca. 80 Pro­zent mei­ner Zeit auf Sylt. Im Win­ter bin ich jedoch gern woan­ders, irgend­was mit Son­ne, obwohl das Kli­ma im Novem­ber noch ange­nehm ist, kann es in den nächs­ten vier bis fünf Mona­ten wirk­lich anstren­gend wer­den. Da ich wei­ter unfass­bar gern nach Göt­tin­gen kom­me, freue ich mich dann immer beson­ders, dass mich Chris­toph hier in einer Art Fri­en­d­­ship-WG – wie er es gern nennt – auf­nimmt.

Seit wann leben Sie auf Sylt?
Seit 2016 ver­brin­ge ich dort ca. die Häl­fe mei­ner Zeit, seit zwei Jah­ren den Groß­teil. Vor allem wegen des Golf Clubs Har­den­berg e. V., des­sen Prä­si­dent ich bin, bin ich aber auch regel­mä­ßig hier vor Ort.

War­um sind Sie nach Sylt gezo­gen?
Nach drei­ßig Jah­ren als nor­ma­ler Sylt-Urlau­ber fand ich es dort ein­fach schön. Ich spie­le dort unheim­lich gern Golf und mag außer­dem den nor­di­schen Lebens­stil. Es gibt ja nicht das eine Sylt“. Kam­pen ist anders als Wes­ter­land ist anders als Keit­um ist anders als Hör­num. Urlau­ber und Ein­hei­mi­sche, bzw. Men­schen mit Woh­nun­gen auf der Insel, hal­ten sich an ganz unter­schied­li­chen Orten auf. Die­se Viel­falt reizt mich. Es gibt die Ruhe im Win­ter, selbst wenn das Wet­ter anstren­gend ist, und den Tru­bel im Som­mer mit sei­nem tol­len Wet­ter, der alle Men­schen an den Strand lockt.
Dann hat­te ich vor acht Jah­ren das Glück, dort Eigen­tum erwer­ben zu kön­nen. Eher als Hob­by, um etwas zu tun zu haben, wenn ich dort bin, habe ich dann auch eine zufäl­lig ver­füg­ba­re Wer­be­agen­tur gekauft. Ich habe dann ein beson­de­res Pro­dukt ent­wi­ckelt, das soge­nann­te Licht­schacht­bild. Jetzt küm­me­re ich mich immer so ein paar Stun­den um die Agen­tur, ein paar Bera­tungs­man­da­te, die Zahn­arzt­pra­xis mei­ner Lebens­ge­fähr­tin oder ver­brin­ge den Rest des Tages am Strand und beim Gol­fen.

Sind Sie ein Strand­mensch?
Eigent­lich mag ich weder das Was­ser – denn da wird man nass –, noch mag ich den Strand beson­ders. Man hat nur Sand an den Füßen und über­all an den Kla­mot­ten. Ich bin auch kein Hit­ze­mensch, wobei – und das ist ein ent­schei­den­der Vor­teil – das Som­mer­kli­ma auf Sylt sehr viel ange­neh­mer ist als in Göt­tin­gen. Wenn hier 35 bis 38 Grad nicht sel­ten sind, blei­ben die Tem­pe­ra­tu­ren dort unter der 30er-Mar­ke.

Mit Wohn­sitz und Wer­be­agen­tur – gehört man auf Sylt dann „dazu“?
Sylt hat ca. 18.000 Ein­woh­ner, die ihren ers­ten Wohn­sitz dort haben. Unter die­sen Men­schen ent­steht schon eine Zusam­men­ge­hö­rig­keit. Am Ende ist man auf einer Insel gefan­gen. Gleich­zei­tig gibt es natür­lich ver­schie­de­ne „Gemein­schaf­ten“, wie den Golf­club, die Fir­ma oder den Unter­neh­mer­ver­band, in denen man jedoch ganz von allein Anschluss fin­det.

Jetzt, wo Sie kei­ner mehr sind, ner­ven die Tou­ris­ten?
Das ist sicher ein zwei­schnei­di­ges Schwert. Zunächst mal leben vie­le von den Tou­ris­ten – auch ich mit mei­ner Wer­be­agen­tur. Als Sylt in der Coro­na-Zeit qua­si mit einem Betre­tungs­ver­bot belegt war, war es auch im Som­mer total ruhig, was sich dann noch ein­mal ganz anders genie­ßen ließ. Aber dass die Tou­ris­ten ner­ven, wäre zu viel gesagt. Außer viel­leicht bei schlech­tem Wet­ter, denn dann sit­zen sie alle im Auto und bewe­gen sich zwi­schen den Ein­kaufs­zen­tren in List, Weser­land und Hör­num hin und her. Da sie dabei die bei­den Kreis­ver­keh­re Sylts pas­sie­ren müs­sen und deut­sche Auto­fah­rer in Krei­seln oft über­for­dert sind, staut sich alles. Für acht Kilo­me­ter eine hal­be Stun­de zu brau­chen, das ist dann schon anstren­gend. Aber auch ins­ge­samt sind die Men­schen nach Coro­na ein wenig unent­spann­ter gewor­den. Die ange­spann­te, inter­na­tio­na­le Situa­ti­on kommt noch hin­zu. All das merkt man auch auf Sylt, und das macht mir Sor­gen.

Ist der Sylt-Life­style in Gefahr?
Es gibt schon Bedro­hun­gen – die schlech­te Zug­ver­bin­dung über den Hin­den­burg­damm zum Bei­spiel. Wegen der stän­di­gen Ver­spä­tun­gen habe ich selbst schon Per­so­nal ver­lo­ren. Mit einer ande­ren Brenn­wei­te hat Sylt dar­über hin­aus ähn­li­che Pro­ble­me wie Göt­tin­gen oder Ber­lin. Fach­kräf­te­man­gel, Wohn­raum und selbst die Migra­ti­ons­pro­ble­ma­tik sind auf Sylt all­ge­gen­wär­tig. Die typi­sche hei­le Welt der 90er-Jah­re gibt es nicht mehr. Frü­her konn­te man die Türen offen las­sen. Das ist nicht mehr so. Gleich­wohl bleibt Sylt eine Mar­ke, und die wird am Ende auch nie­mals unter­ge­hen, weder tat­säch­lich, noch sinn­bild­lich. Des­halb glau­be ich, dass sich das alles wie­der regu­lie­ren wird.

Sicher ist für ein Leben auf Sylt auch ein gewis­ser Wohl­stand nötig. Womit ver­die­nen Sie Ihr Geld?
Nach mei­ner Aus­bil­dung in der Steu­er­be­ra­tung hat­te ich das Glück, kurz nach der Grenz­öff­nung vie­le Unter­neh­men im öst­li­chen Eichsfeld bei ihren Steu­ern unter­stüt­zen zu kön­nen. Dar­aus ergab sich rela­tiv schnell der Sprung in die Selbst­stän­dig­keit als Unter­neh­mens­be­ra­ter, und mit Mit­te Zwan­zig habe ich begon­nen, Unter­neh­men wirt­schaft­lich zu sanie­ren. Kurz dar­auf bin ich dann selbst ins Eichsfeld gezo­gen, wo ich eine schö­ne Immo­bi­lie kau­fen konn­te. Dass ich in der Fol­ge so vie­le Unter­neh­men im Eichsfeld erfolg­reich sanie­ren konn­te, dar­auf bin ich schon ein wenig stolz. Es ist sel­ten in der Unter­neh­mens­sa­nie­rung, dass die Anfra­gen aus der Nach­bar­schaft kom­men, denn wie der Pro­phet im eige­nen Land taugt man vor Ort meist nichts. Ich habe dann aber auch im Groß­raum Göt­tin­gen, Ham­burg und Ber­lin ver­schie­de­ne Bera­tungs­man­da­te aus­ge­übt und bin bis heu­te regel­mä­ßig in die­sem Bereich tätig.

Arbei­ten Sie bei Ihrer Bera­tungs­tä­tig­keit mit einem fes­ten Team?
Das ist unter­schied­lich. Bei Unter­neh­mens­grö­ßen bis ca. 200 Mil­lio­nen Umsatz und 500 Mit­ar­bei­tern kann man mit der vor­han­de­nen Struk­tur vie­les auch allein abde­cken. Bei Bedarf arbei­te ich aller­dings auch mit Part­nern aus mei­nem Port­fo­lio-Netz­werk zusam­men. Grund­sätz­lich bin ich weni­ger der Aka­de­mi­ker als der Typ, der die Ärmel hoch­krem­pelt, in die Ver­ant­wor­tung geht und auch ein Inte­rims-Manage­ment macht. Mit Tabel­len und Tex­ten beschäf­ti­ge ich mich weni­ger.
Vor 15 Jah­ren hat­te ich noch 20 eige­ne Mit­ar­bei­ter in der Bera­tung und IT-Bera­tung, nach zehn Jah­ren bin ich aller­dings aus die­sen Struk­tu­ren raus und arbei­te seit­her allein, nur noch die Hälf­te, habe mehr Ruhe und ver­die­ne unterm Strich auch nicht weni­ger.

Wie war das, im Eichsfeld Fuß zu fas­sen, des­sen Men­schen ja oft eine beson­de­re Zusam­men­ge­hö­rig­keit nach­ge­sagt wird?
Ich kann nur bestä­ti­gen, dass die Eichsfel­der ein im posi­ti­ven Sin­ne beson­de­res Volk sind, das sich gegen­sei­tig gern hilft. Frü­her wur­den am Wochen­en­de gan­ze Häu­ser gebaut, weil alle Nach­barn mit­hal­fen. Ganz so ist es heu­te zwar nicht mehr, aber da ist immer noch eine spür­ba­re Zusam­men­ge­hö­rig­keit. Inso­fern hat­te ich tat­säch­lich Glück, als außen­ste­hen­der Göt­tin­ger dort sehr gut auf­ge­nom­men zu wer­den. Nach­dem die ers­ten zwei, drei Man­da­te sehr gut gelau­fen waren, hat­te ich die­sen Ruf: „Der Bartels kann hel­fen.“ Obwohl die Stim­mung in Fir­men, denen es wirt­schaft­lich nicht gut geht, oft ange­strengt ist, hat­te ich in den zwan­zig Jah­ren im Eichsfeld nie das Gefühl, fremd zu sein. Sicher half es auch, dass ich dank mei­ner Mit­glied­schaft in der rich­ti­gen Par­tei rela­tiv schnell ein­ge­la­den wur­de, mich poli­tisch zu enga­gie­ren. und dann im Orts­rat aktiv war.
Ganz wich­tig war ver­mut­lich mei­ne offe­ne Art. Wenn man von selbst auf die Leu­te zugeht, hat man es ein­fa­cher. Es gab da so zwei Schlüs­sel­er­leb­nis­se. Noch völ­lig fremd in mei­nem neu­en Wohn­ort ging ich mit einer Kis­te Bier auf mein ers­tes Oster­feu­er. Ich habe sie dann in die Mit­te einer grö­ße­ren Grup­pe gestellt und gesagt: „Hal­lo, ich bin der Oli­ver, und ich bin der Neue. Bedient euch!“ Da bra­chen die Däm­me gleich ein wenig ein. Das ande­re Bei­spiel: Ich hat­te das ein­zi­ge Haus im Dorf mit einem schwar­zen Dach gekauft. Bau­recht­lich war das aber eigent­lich ver­bo­ten, und ich soll­te auf rote Zie­gel umrüs­ten. Es gab jedoch ein Urteil des Lan­des­ge­richts, dass Gemein­den die Far­be eines Ein­zel­dachs nur vor­schrei­ben dür­fen, wenn eine gestal­te­ri­sche Gesamt­kon­zep­ti­on vor­liegt, und so konn­te ich das schwar­ze Dach behal­ten. Trotz­dem – in einem 1.000-Seelen-Dorf kann so etwas schon mal zu einem Tumult füh­ren. Als ich dann für den Orts­rat kan­di­dier­te, habe ich mich am Vor­abend noch mal mit einer Flug­blatt-Akti­on vor­ge­stellt. So was hat­te es in dem Ort noch nicht gege­ben, und am Ende sag­ten die Leu­te: „Das ist mal einer, der sich was traut.“ Ich habe dann auf Anhieb die viert­meis­ten Stim­men erhal­ten. Auf die­se Wei­se Reiz­punk­te zu set­zen – damit kann ich bis heu­te gut leben.

Ist an Ihnen ein Poli­ti­ker ver­lo­ren gegan­gen?
Wenn ich die Mei­nung ande­rer gut ver­tre­ten könn­te, wäre ich mög­li­cher­wei­se in die Poli­tik gegan­gen. Aber ich habe mei­ne eige­ne Mei­nung und behal­te die auch gern, des­halb bin ich, trotz mei­ner Mit­glied­schaft in einer Par­tei, letzt­lich nicht in der Poli­tik geblie­ben. Man muss damit leben kön­nen, dass einen nicht alle mögen. Damit kom­me ich gut klar.

Etwas, mit dem Sie in Göt­tin­gen beson­ders eng ver­bun­den sind, ist das Gol­fen. Ist Golf für einen Unter­neh­mens­be­ra­ter ein klas­si­sches Netz­werk-Hob­by?
Als ich zum ers­ten Mal einen Golf­schlä­ger in der Hand hat­te, war ich drei­ßig und schon zehn Jah­re selbst­stän­dig. Golf befand sich da gera­de an der Schwel­le, vom Sport für die Schö­nen und Rei­chen zu einem Sport für jeder­mann zu wer­den. Es gab noch War­te­lis­ten, und man brauch­te anders als heue einen Bür­gen, um in einen Club auf­ge­nom­men zu wer­den. Für mich war Golf vor allem ein Sport, den ich bei Bedarf auch allein betrei­ben konn­te. Erst nach ca. fünf Jah­ren pack­te mich das klas­si­sche Golf-Fie­ber.

Was muss man sich dar­un­ter vor­stel­len?
Wenn man den klei­nen wei­ßen Ball zum ers­ten Mal so gut trifft, dass er dort­hin fliegt, wohin er soll, ent­steht eine Gier nach dem nächs­ten guten Schlag. Bis der kommt, kann es zwar oft lan­ge dau­ern, aber er kommt, und das erhält die Gier nach dem nächs­ten.

Inzwi­schen sind Sie Prä­si­dent des Golf­clubs Har­den­berg e.V. Hat das nicht doch wie­der etwas mit Netz­wer­ken zu tun?
Zu die­sem Amt bin ich eigent­lich gekom­men wie die Jung­frau zum Kin­de. Gleich­zei­tig schei­ne ich dafür prä­de­sti­niert zu sein, gefragt zu wer­den, wenn irgend­wo ein Job zu ver­ge­ben ist. Schon in der Schu­le war ich Klas­sen­spre­cher, und die­se Bereit­schaft zum Ehren­amt hat sich erhal­ten. Dass man mir die Prä­si­dent­schaft anbot, dafür gab es ver­mut­lich eine Rei­he von Grün­den. Ich war bei­spiels­wei­se poli­tisch enga­giert und ver­füg­te damit bereits über ein brei­tes Netz­werk. Als Vor­sit­zen­der des Club-Bei­rats war ich außer­dem bei den Vor­stands­sit­zun­gen anwe­send und habe dabei stets mei­ne Mei­nung ver­tre­ten, wenn mich etwas stör­te.

Was war das zum Bei­spiel?
Aus Sicht eines Mit­glieds ging mir die Ent­wick­lung des Golf­clubs schlicht nicht schnell genug. Das Golf Resort Har­den­berg ist eine der größ­ten Anla­gen Deutsch­lands. Es gab so viel Poten­zi­al, die Deut­schen Meis­ter­schaf­ten und ande­re gro­ße Golf-Tur­nie­re waren bei uns, aber trotz­dem fehl­te es an Wei­ter­ent­wick­lung. Wir ver­wal­te­ten uns haupt­säch­lich selbst, und die Infra­struk­tur war nicht gut. In die­se Wun­den habe ich immer wie­der den Fin­ger gelegt. Auch mein Vor­gän­ger, Carl Graf von Har­den­berg, merk­te, dass der dama­li­ge Geschäfts­füh­rer nicht mit der ganz gro­ßen Dyna­mik an Ver­än­de­run­gen inter­es­siert war. Und da ihm selbst oft die Zeit fehl­te, sich inten­siv um den Club zu küm­mern, beschloss er, mich als Jün­ge­ren qua­si ran­zu­las­sen. Als er mich frag­te, habe ich schon geschluckt. Mit Mit­te 40 ist man eigent­lich noch ein wenig jung für solch ein Amt. So eine Prä­si­dent­schaft ist aus mei­ner Sicht eine wich­ti­ge Ver­ant­wor­tung, egal, ob in einem Golf­club oder einem Tau­ben­züch­ter­ver­ein. Auf der nächs­ten Mit­glie­der­ver­samm­lung habe ich mich dann natür­lich ordent­lich wäh­len las­sen.

War­um haben Sie das Amt ange­nom­men?
Nach zwei schlaf­lo­sen Näch­ten habe ich mich dar­auf beson­nen, dass ich von Nie­man­dem im Club abhän­gig war und auch zu Nie­man­dem wirt­schaft­li­che Bezie­hun­gen oder Abhän­gig­kei­ten hat­te. Ich konn­te also so han­deln, wie ich es für den Club sinn­voll fand. Das war auch des­halb reiz­voll, weil ich als Unter­neh­mens­be­ra­ter natür­lich stets die Inter­es­sen mei­ner Man­dan­ten, der Bank und mei­ne eige­ne Bera­ter-Ethik berück­sich­ti­gen muss.

Wie sind Sie vor­ge­gan­gen?
Um die Denk­wei­sen zu ver­än­dern, haben wir sehr viel Per­so­nal ange­passt, was – wie ich immer wie­der höre – zu der guten Ent­wick­lung bei­getra­gen hat. Dar­über hin­aus haben wir die Infra­struk­tur moder­ni­siert und konn­ten die Zahl der Mit­glie­der in den letz­ten fünf Jah­ren deut­lich stei­gern. Die Coro­na-Zeit, wo nichts ande­res mög­lich war, ver­half dem Golf­sport, bei dem man in wun­der­schö­ner Natur drau­ßen war, außer­dem zu einem ech­ten Boom. Dass wir im ver­gan­ge­nen Jahr vom Golf­por­tal Golfa­mo­re – mit immer­hin 125.000 Mit­glie­dern – in gleich drei Kate­go­rien als bes­ter Golf Cour­se, bes­tes Restau­rant und bes­te Hos­pi­ta­li­ty aus­ge­zeich­net wur­den, freut mich ganz beson­ders. Die Ent­wick­lung des Clubs ist zwar noch nicht ganz abge­schlos­sen, da wir noch viel Poten­zi­al für gro­ße Tur­nie­re und tol­le Events haben. Aber wir sind sehr zufrie­den. Obwohl ich auch ganz per­sön­lich stolz auf die Ent­wick­lung bin, bin ich dem alten und neu­en Vor­stand sehr dank­bar, die mich unter­stützt haben, obwohl ich den Weg sehr kon­se­quent gegan­gen bin.

Wel­che Vor­tei­le genießt man als Golf­club-Prä­si­dent?
Man hat einen eige­nen Park­platz. Das ist in einem Golf­club so ziem­lich das Wich­tigs­te. Wegen mei­ner ver­meint­lich guten Arbeit für den Club hat man mir bei­spiels­wei­se vor vier Jah­ren eine Posi­ti­on im Auf­sichts­rat des Ween­der Kran­ken­hau­ses ange­bo­ten – mei­ne zwei­te, gro­ße ehren­amt­li­che Tätig­keit. Eine Auf­ga­be, die mich reiz­te, denn ich war schon immer ein gro­ßer Fan die­ses Kran­ken­hau­ses, in dem Mensch und Pfle­ge so klar im Vor­der­grund ste­hen, wobei das Ween­der Kran­ken­haus der Uni­ver­si­täts­kli­nik heu­te auch in der Inten­siv- oder Ope­ra­ti­ons­me­di­zin tech­nisch abso­lut eben­bür­tig ist. Das als Auf­sichts­rat mit­zu­ge­stal­ten, ist für mich etwas Beson­de­res, weil dort – ohne es ver­glei­chen zu wol­len – natür­lich eine grö­ße­re Leis­tung für die Gesell­schaft erbracht wird als in einem Golf­club.

Unter­neh­men, ein Golf­club, ein Kran­ken­haus – mögen Sie es, Din­ge zukunfts­ori­en­tiert in Bewe­gung zu brin­gen?
Man sagt mir nach, dass ich Din­ge gut vom Ende her den­ken kön­ne. Des­halb ist es so wich­tig, ein Ziel vor Augen zu haben, wenn man den Weg gestal­ten will. Bei Unter­neh­men geht es um wirt­schaft­li­chen Erfolg. Für den rich­ti­gen Weg dahin muss man den Inha­ber, die Mit­ar­bei­ter und even­tu­ell wei­te­re Exper­ten ins Boot holen. Für den Golf­club habe ich eine Visi­on auf Basis mei­ner eige­nen Erfah­run­gen ent­wi­ckelt, und natür­lich gibt es auch in Ween­de eine kla­re Ziel­set­zung – hier spie­len aller­dings die täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen des Gesund­heits­we­sens und der Poli­tik eine wich­ti­ge Rol­le. Dem­entspre­chend müs­sen wir immer wie­der neu defi­nie­ren, wel­cher Weg zu unse­rem Ziel führt.
Sol­che Pro­zes­se rei­zen mich ein­fach. Des­halb habe ich in mei­nem Leben auch selbst schon ganz unter­schied­li­che Fir­men, wie einen Recy­cling-Betrieb und eine Han­dels­ge­sell­schaft, gelei­tet. Immer so lan­ge, bis sie ent­spre­chend ent­wi­ckelt waren. Dann trat so eine gewis­se Unru­he ein, und ich habe sie wie­der abge­ge­ben, um das nächs­te Pro­jekt zu begin­nen.

Woher kommt die­se Unru­he?
Mein Stern­zei­chen ist der Zwil­ling. Auf der einen Sei­te mag ich Kon­ti­nui­tät, auf der ande­ren Sei­te ist da die Neu­gier des Zwil­lings. Läuft etwas ste­tig, fra­ge ich, was als Nächs­tes kommt. In den letz­ten Jah­ren bin ich aller­dings viel ruhi­ger und auch beson­ne­ner gewor­den. Die Sanie­rungs-Jobs, die ich jetzt 30 Jah­re mache, sind in gewis­ser Wei­se auch kräf­te­zeh­rend. Nicht zuletzt, weil ich Men­schen for­dern und för­dern, aber eben auch nicht über­for­dern will. Ich ver­su­che des­halb, mehr auf mich selbst zu ach­ten.

Womit wir bei Ihrer Work-Life-Balan­ce wären. Wie ste­hen Sie zu die­sem The­ma?
Bis ich vier­zig war, habe ich im Grun­de selbst und stän­dig gear­bei­tet. In einem Sanie­rungs-Pro­jekt, wenn es einer Fir­ma schlecht geht, gibt es kei­nen Acht­stun­den-Tag. Da geht es um schnel­le Ergeb­nis­se. Dann habe ich ange­fan­gen, mehr auf mei­nen Ener­gie-Level zu ach­ten, wobei es am Ende ja um Work-Life-Balan­ce geht. Gott sei Dank kann ich mir leis­ten, mir im Wesent­li­chen aus­zu­su­chen, was ich mache. Es ist eine wert­vol­le Frei­heit, ein Man­dat auch ein­mal nicht anzu­neh­men. Man wird dabei auch in der Bera­tung sou­ve­rä­ner.

Und was bedeu­tet Ihnen Ver­ant­wor­tung?
Frü­her habe ich dar­über weni­ger nach­ge­dacht, son­dern ein­fach gemacht. Heu­te fällt mir das schwe­rer, denn unse­re Gesell­schaft sucht heu­te immer gern nach Ent­schul­di­gun­gen. Wenn etwas gut läuft, ist das nor­mal. Wenn etwas schief­geht, war es ein ande­rer. Inso­fern ist Ver­ant­wor­tung heu­te mehr eine Last. Aber ich kom­me aus einer Unter­nehm­erden­ke, des­halb über­neh­me ich die­se Ver­ant­wor­tung, weil ich neu­gie­rig bin und mit­ge­stal­ten möch­te. Das muss aller­dings gege­ben sein, denn ich bin nicht dafür zu haben, nur die Hand zu heben oder etwas wil­len­los mit­zu­tra­gen.

Oli­ver Bartels neben sei­nem Freund und Gast­ge­ber Chris­toph Ham­pe