Jochen Seidler, Nils Reich
Auch das Fredelsloher Unternehmen, die ETT Verpackungstechnik GmbH, hatte mit den Krisen der letzten Jahre zu kämpfen. Heute kann das Team nach vorne blicken, weiterwachsen und die angestrebten Ziele erfolgreich angehen und verfolgen.
Text: Kristin Schild | Fotos: Sylvia Stein, ETT Verpackungstechnik GmbH
Krisenerprobt >>> Es passierte Schlag auf Schlag; nach der Pandemie und den damit verbundenen Lieferengpässen, von denen auch die ETT Verpackungstechnik GmbH betroffen war, kam mit dem Ukraine-Krieg die nächste Krise. Die Themen Energie und Energieversorgung erlangten sowohl für die ETT als auch für deren Kunden oberste Priorität. „Unsere Kunden waren erst einmal mit den Energie-Themen beschäftigt“, erklärt Jochen Seidler, Geschäftsführer der ETT, „das hat sich letztendlich auch auf uns ausgewirkt, denn Investitionsprojekte wurden gestoppt und in das Jahr 2023 verschoben. Diese können wir, auch dank der politischen Maßnahmen, nun wieder aufnehmen. Bereits Ende letzten Jahres hat sich die Stimmung gedreht, die Unternehmen blicken nach vorne, und die Verunsicherungen rücken in den Hintergrund.“
Zudem hat sich auch das Thema Belieferung gut entwickelt: „Wir haben seit Anfang des Jahres wieder ein Stück weit business as usual und können die Aufträge unserer Kunden optimal bedienen“, ergänzt Seidler, der gemeinsam mit Nils Reich seit 2020 das neue Geschäftsführungsteam der ETT bildet.
Mehr Azubis >>> Zu den langfristigen Plänen gehört auch, sich auf den immer spürbarer werdenden Personalmangel vorzubereiten. „Wir haben festgestellt, dass vor allem Fachkräfte derzeit nur schwer zu bekommen sind“, erklärt Nils Reich, „daher haben wir beschlossen, unsere eigene Ausbildung sowohl qualitativ als auch in der Quantität massiv auszubauen, dies wird uns in 2023 auch gelingen.“
Insbesondere im elektronischen und mechatronischen Bereich erhöhte die ETT im Vergleich zu den Vorjahren deutlich die Anzahl ihrer Azubis von fünf auf zehn. „Unser Ziel ist es, die Menschen hier einerseits vernünftig auszubilden, ihnen aber gleichzeitig auch Perspektiven in unserem Unternehmen aufzuzeigen, wie zum Beispiel auch eine Weiterentwicklung im Bereich der Programmierung“, ergänzt Reich. Die Entscheidung wurde vor allem aufgrund von zwei Faktoren getroffen; zum einen spielt der demografische Wandel eine große Rolle, denn die Genration „Babyboomer“ scheidet in den nächsten zehn Jahren aus der Arbeitswelt aus. Da die Ausbildung der neuen Fachkräfte aber ein paar Jahre dauert, entschied man sich bereits jetzt für diesen Schritt. Der zweite Grund sind die Wachstumsziele, für die in Zukunft mehr Personal benötigt wird. „Wir denken, dass wir den jungen Menschen mit unserem Angebot zukunftsträchtige und spannende Arbeitsplätze bieten können“, sagt Seidler, „so sind künstliche Intelligenzen und Automatisierungen zwar auch bei uns ein Thema, dennoch können unsere Arbeitsplätze auch in Zukunft nicht von Maschinen übernommen werden.“
Viertage-Woche >>> Neben der Erhöhung der Ausbildungsplätze gab es in diesem Jahr eine weitere Veränderung im Personalbereich der ETT, denn seit März testet man eine Viertage-Woche in der Vorfertigung. „Dieser Vorschlag kam von unseren Mitarbeitenden, die in zwei Schichten in der Fertigung arbeiten“, sagt Seidler. „Gemeinsam haben wir uns überlegt, die Produktivität und die Maschinenausnutzung zu verbessern indem wir ihnen verlängerte 10-Stunden-Schichten anbieten. Dafür müsste das Personal aber nur an vier Tagen in der Woche arbeiten. Das Ganze verläuft auf freiwilliger Basis.“ Für das Modell wurden die Mitarbeitenden der Vorfertigung in zwei Gruppen eingeteilt, eine von ihnen bekommt montags und die andere freitags frei, alle zwei Wochen wird rotiert. „Dieses Arbeitsmodell stellte sich schnell als sehr attraktiv heraus, und die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Zudem erreichen wir dadurch schneller unsere wirtschaftlichen Ziele, denn es sieht so aus, als würde sich die Produktivität tatsächlich verbessern“, so Seidler. Die Testphase dauert noch bis September an und wird anschließend von beiden Seiten ausgewertet.
Digitalisierung >>> Neben dem Personalbereich gab es ein weiteres wichtiges Thema – die Digitalisierung des Unternehmens. Dort wurde in den letzten zweieinhalb Jahren intensiv investiert. So wurde zum Beispiel eine eigene Glasfaserleitung zur Firma verlegt, und Hardware, Software sowie das Netzwerk wurden erneuert und modernisiert – vor allem auch im Zuge der Pandemie. Einen weiteren Vorteil, den man aus dieser Zeit übernommen hat, ist die Inbetriebnahme von Maschinen in Brasilien. Denn die Programmierung muss mittlerweile nicht mehr vor Ort erfolgen, das ist kostensparend und umweltfreundlich. Auch in der Buchhaltung und Produktion arbeitet man aktuell nicht mehr mit Papier. Aber nicht nur für das eigene Unternehmen ist die Digitalisierung essenziell, auch die Verpackungsmaschinen, die die ETT konzipiert, werden immer digitaler und passen sich der Industrienorm 4.0 an; dazu zählen zum Beispiel das Integrieren von Predictive Maintenance und Augmented Reality. Auch der Wunsch nach Nachhaltigkeit wächst stetig, und gerade in der Verpackungsindustrie braucht es innovative und smarte Lösungen, deren man sich gerne annimmt.
Zukunft >>> Für die kommende Zeit ist man also gut aufgestellt, und die Pläne, die aufgrund der Krisen ins Stocken gerieten, können langsam wieder aufgenommen werden. „Herr Seidler und ich sind mittlerweile wirklich krisenerprobt“, resümiert Nils Reich, „wir hatten große Pläne, darunter auch Bauprojekte, doch alles kam anders. Es war eine kräftezehrende Zeit für uns und das gesamte Team. Nun freuen wir uns auf die Normalität.“
„Wir wünschen uns ein nachhaltiges und gesundes Wachstum mit unseren Mitarbeitenden zusammen an unserem Standort“, ergänzt Jochen Seidler, „wir haben Pläne, hier in Fredelsloh noch weiter zu expandieren, und wir freuen uns darauf, im nächsten Jahr mit dem Team unser 40-jähriges Jubiläum zu feiern.“
ETT Verpackungstechnik GmbH
Die ETT entwickelt, montiert und programmiert seit 1984 Maschinen und Anlagen zur Endverpackung und Palettierung verschiedener Produkte. Dazu zählen u.a. Bereiche wie Home & Laundry Care, Food & Beverages sowie Pharma & Healthcare. Der Hauptmarkt liegt in Europa, das Unternehmen beliefert aber Firmen auf der ganzen Welt.
Messeauftritt Interpack 2023
Vorstellung Softwaretool in Cooperation mit Siemens zum Thema „Predictive Maintenance“
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