Bernd Wiese, Dr. Ekkehard Heinrichs
Nach 48 Berufsjahren begibt sich der Geschäftsführer der Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH Bernd Wiese in den verdienten Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Produktionstechniker Dr. Ekkehard Heinrichs an. Seine Vision: Die Menschen vor Ort weiterhin mit in eine erfolgreiche Zukunft zu nehmen.
Text: Kristin Schild | Fotos: Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH
Eines der wichtigsten Bestandteile eines medizinischen Endoskops ist ohne Frage die optische Linse; denn nur wenn diese hochwertig und präzise gefertigt ist, kann ein Endoskop sein volles Potenzial entfalten und die Mediziner erfolgreich unterstützen. Ein Hersteller dieser besonderen Optiken befindet sich in Nörten-Hardenberg. Die Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH ist heute eines der weltweit führenden Unternehmen, die der Wissenschaft und Forschung, der Technik und der Industrie dabei helfen, neue Blickwinkel und überraschende Einsichten zu erschließen.
Der Traditionsbetrieb ging 1997 aus der Göttinger Firma Nolte & Grzeszik hervor und ist seit 2000 ein vollständiges Tochterunternehmen des Tuttlinger Unternehmens Henke-Sass, Wolf, den Weltmarktführer für medizinische OEM-Endoskope.
Seit der Gründung des Tochterunternehmens in Nörten-Hardenberg im Jahr 2000 begleitete Bernd Wiese als Geschäftsführer die stetige Entwicklung des Unternehmens.
Seine berufliche Laufbahn begann 1974 mit einer Ausbildung zum Feinoptiker beim damaligen Spindler & Hoyer in Göttingen. Nach einer kurzen Zeit bei der Bundeswehr und dem erfolgreichen Abschluss seiner Industriemeisterprüfung in der Fachrichtung Metall ging Wiese für einige Zeit nach Süddeutschland, machte dort seinen Feinoptiker-Meister und arbeitete anschließend einige Jahre bei der Karl Storz GmbH. 1997 zog es ihn und seine Familie aber wieder zurück in die alte Heimat, und er stieg bei dem damaligen Unternehmen Nolte & Grzeszik ein. Dort begann er als technischer Leiter, bis er dann zum 1.1.2000 technischer Geschäftsführer der neuen Tochterfirma Henke-Sass, Wolf Mikrooptik wurde.
Die Herausforderungen >>> „Von da an ging es erst einmal darum, die Firma zu modernisieren und mehr Wachstum zu generieren“, schildert Wiese seine ersten Herausforderungen. Damit das Unternehmen wachsen konnte, wechselte man den Standort und zog zunächst in das Göttinger Industriegebiet Grone. Hier wuchs die Mitarbeiterzahl von 50 auf rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heran, es wurden die ersten CNC-Maschinen angeschafft, neue Produkte mit aufgenommen, und die ersten Fachkräfte wurden ausgebildet. Doch auch hier war das Wachstum aufgrund des Platzmangels eingeschränkt, und man entschied sich 2012 dazu, etwas Eigenes aufzubauen. Die Standortwahl für den Neubau fiel auf Angerstein/Nörten-Hardenberg, wohin man nach und nach sämtliche Abteilungen verlagerte. 2016 wurde der Umzug schließlich komplettiert, und es folgte die offizielle Umbenennung in die Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH.
„Bevor meine größte Herausforderung als Geschäftsführer begann, zählte das Unternehmen rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erzählt Wiese, „dann allerdings begann die Corona-Pandemie, vor der auch wir nicht verschont blieben. Wir mussten Personal abbauen und Kurzarbeit einführen. Seit Ende letzten Jahres jedoch geht es bergauf. Die Auftragslage verbesserte sich stetig, und wir konnten wieder Personal aufbauen. Gemeinsam mit den Azubis sind wir mittlerweile wieder bei circa 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Veränderungen >>> In dieser Zeit hat sich für Bernd Wiese die Möglichkeit ergeben, in Altersteilzeit zu gehen und so auch rechtzeitig mit der Nachfolgesuche zu beginnen. „Bei der Suche kam schnell Herr Dr. Heinrichs ins Spiel. Wir haben uns im November letzten Jahres zum ersten Mal getroffen. Seit Februar arbeite ich mit ihm zusammen und hatte so die Möglichkeit, ihn in die Prozesse mit einzuführen“, sagt Wiese.
Dr. Ekkehard Heinrichs wird ab dem 1.10. die Geschäftsführung von Herrn Wiese übernehmen, da die aktive Zeit von Herrn Wiese am 30.09. zu Ende geht. Darauf folgt eine 13-monatige Ruhepause, bevor er dann im November 2022 in den verdienten Ruhestand gehen wird.
Der Nachfolger >>> Heinrichs ist promovierter Produktionstechniker mit der Fachrichtung Maschinenbau und kommt ursprünglich aus der Landtechnik und dem Anlagenbau.
„Ich habe von Herrn Wiese unglaublich viel über Mikrooptik gelernt; ich bin kein Optiker und bin vorher nie mit Optik in Berührung gekommen. Herr Wiese hat mir viel in diesen sieben Monaten beigebracht, denn die Optik, wie wir sie machen, ist speziell und spannend“, erzählt Heinrichs. „Dass ich so viel von ihm lernen konnte, war ein Luxus, denn oft trifft man seine Vorgänger nicht.“
Trotz des Altersunterschieds und der unterschiedlichen Lebensläufe gibt es viele Ähnlichkeiten. So teilen sie sich zum Beispiel den speziellen Blick auf die Technik, der gerade in der Mikrooptik sehr spezifisch ist.
„Ich habe großes Vertrauen in Herrn Heinrichs“, lobt Wiese seinen Nachfolger, „er wird das Unternehmen erfolgreich weiterführen.“
Zukunft >>> Eine seiner größten Herausforderungen wird es sein, den Fertigungsbetrieb dauerhaft am Standort in Nörten-Hardenberg zu halten. „Man muss viel dafür tun, dass die Wirtschaftlichkeit erhalten bleibt“, so Heinrichs. „Dafür gibt es unterschiedliche Methoden; das wichtigste ist aber, dies gemeinsam mit den Menschen hier vor Ort zu tun. Mein Ziel ist es, sie alle gemeinsam mit in eine erfolgreiche Zukunft zu nehmen.“ Generell legt man bei dem Optikunternehmen sehr viel Wert auf ein gutes Miteinander; man veranstaltet beispielsweise regelmäßige Betriebsausflüge oder einen eigenen Weihnachtsmarkt, und auch die Ausbildung neuer Fachkräfte hat einen sehr hohen Stellenwert.
Was die kommenden Projekte angeht, wird aktuell bereits daran gearbeitet, den Fertigungsstandort zu erneuern und umzubauen. Zudem werden die Qualitätsanforderungen immer höher und das Unternehmen muss sich stetig anpassen. „Henke-Sass, Wolf waren die ersten, die ein richtiges 4K-Endoskop herstellen konnten“, erklärt Wiese. „Damit verbunden sind auch höhere Genauigkeiten in der Herstellung der Linsen. Da sind wir aber auf einem guten Weg – wir gehören bereits zu den weltweit führenden Herstellern in der Endoskop-Optik.“
Wie viele andere Dinge entwickeln sich auch die Endoskop-Technik und damit auch die Optiken immer weiter. „Das Thema Optik selbst ist eigentlich ein altes Verfahren; es ging immer darum, Glas in eine bestimmte Form zu bringen. Aber die Verfahren können verfeinert werden, und da immer noch etwas draufzulegen, das ist die größte Kunst“, so Heinrichs. „Ich freue mich darauf, diese neuen Herausforderungen als Geschäftsführer anzunehmen und sie anzugehen.“
Die Gründung der Muttergesellschaft
Die Henke-Sass, Wolf GmbH wurde 1921 von Georg Andreas Henke im Bereich Medizintechnik in Tuttlingen gegründet. Ein Jahr später gründete Albert Sass in Berlin ein auf optische Instrumente (wie Endoskope) spezialisiertes Unternehmen. Robert Wolf tritt kurz darauf als Teilhaber ein und Sass, Wolf & Co entstand. 1961 expandierte Henke nach Berlin und kaufte die Deutsche Endoskopgesellschaft Sass, Wolf & Co., deren Sitz aber zunächst in Berlin blieb. Vier Jahre später verkauft Henke sein Unternehmen mangels Nachfolger an den US-Konzern Litton Industries, der 1972 die beiden deutschen Töchter zur Henke-Sass, Wolf GmbH fusioniert. Der Betrieb in Berlin wurde aufgelöst und die Endoskop-Produktion nach Tuttlingen verlegt.
Nach einer stetigen Entwicklung wurde das Unternehmen 1976 von Litton wieder abgestoßen und von dem heutigen Firmeninhaber Jochen Busch erworben – eine neue Ära wurde eingeleitet.
Die Muttergesellschaft heute
Heute gehört die Henke-Sass, Wolf GmbH zu den weltweit führenden Endoskop-Herstellern mit insgesamt etwa 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ein Großteil des Exports beliefert den amerikanischen Markt, daher verfügt das Unternehmen auch über einen amerikanischen Standort, um die Reparaturzeiten in den USA zu minimieren. Des Weiteren gibt es noch einen chinesischen und einen polnischen Standort.
Mitarbeiter gesucht
Um das Wachstum der Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH noch weiter auszubauen wird derzeit noch Verstärkung gesucht. Vor allem Feinoptikerinnen und Feinoptiker für den Bereich CNC sowie Fertigungsingenieurinnen und Fertigungsingenieure für den Produktionssupport werden verstärkt gesucht. Aber auch angehende Azubis für das kommende Jahr im Bereich Feinoptik und angehende Industriekauffrauen und Industriekaufmänner können sich jetzt schon für eine Ausbildung bewerben.
Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH
Jochen-Busch-Str. 4
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Telefon: 0 55 03 / 80 68-0
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