Göt­tin­gens zwei­tes Pro­gramm­ki­no steht kurz vor sei­ner Eröff­nung. In der ehe­ma­li­gen Bap­tis­ten­kir­che an der Bür­ger­stra­ße ist mit dem Méliès ein Kul­tur-Ort mit viel Atmo­sphä­re gelun­gen.

Text: Oli­ver Scharf  | Fotos: Oli­ver Scharf, Syl­via Stein

Im April soll­te es so weit sein. Dann kam das Coro­na­vi­rus, und nun steht das Datum der Eröff­nung zum Redak­ti­ons­schluss noch nicht fest. Doch sobald das Méliès offi­zi­ell sei­nen Betrieb auf­nimmt, darf sich Göt­tin­gen neben dem Lumiè­re über ein wei­te­res Pro­gramm­ki­no freu­en, des­sen Ver­ant­wort­li­chen es gelang, den Saal der ehe­ma­li­gen Bap­tis­ten­kir­che mit viel cine­as­ti­schem Flair zu sanie­ren.
Die Grund­idee für das Kino ist eine alte. Schon seit 2010 such­te der Ver­ein der Film­kunst­freun­de Göt­tin­gen e.V. wegen der Schlie­ßung des Cine­ma einen geeig­ne­ten neu­en Spiel­ort. Der Wunsch, in Göt­tin­gen ein zusätz­li­ches Kino zu schaf­fen wur­de nach der Schlie­ßung von Stern und Stern­chen noch deut­li­cher.
Nach­dem die ehe­ma­li­ge Bap­tis­ten­kir­che an der Bür­ger­stra­ße auch sei­tens der Stadt Göt­tin­gen als mög­li­ches Kino ange­dacht wor­den war, galt es jedoch zunächst einen Inves­tor zu fin­den, der sich an das Pro­jekt her­an trau­te. Nach lan­ger Suche ent­schloss sich schließ­lich Ger­hard Rocz­nik, das Pro­jekt zu rea­li­sie­ren, die Bap­tis­ten­kir­che zu sanie­ren und neben Woh­nun­gen in den obe­ren Stock­wer­ken und einem gas­tro­no­mi­schen Ange­bot im Erd­ge­schoss auch ein Kino ein­zu­pla­nen. Für des­sen kon­kre­te Ein­rich­tung wur­den dann noch zahl­rei­che wei­te­re För­der­mit­tel und Spen­den ein­ge­wor­ben. 100.000 Euro kamen von der Film­för­de­rungs­an­stalt, dem Land Nie­der­sach­sen und der Stadt Göt­tin­gen und weit über 80.000 Euro flos­sen über zahl­rei­che pri­va­te Spen­den. Auch die Volks­bank Göt­tin­gen unter­stütz­te den auf­wen­di­gen Umbau des Kinos, das nun ins­ge­samt 105 Sitz­plät­ze, zum Teil auf einem Bal­kon über dem Saal, bie­tet. Eine gute Aus­gangs­la­ge, denn so muss das neue Kino nicht erst Inves­ti­ti­ons­kos­ten ein­spie­len, son­dern kann sich auf das Wesent­li­che kon­zen­trie­ren: Fil­me vor­füh­ren. Das Inter­es­se dar­an – und dar­über hin­aus – ist groß. Bereits jetzt fra­gen zahl­rei­che Men­schen unab­hän­gig vom gezeig­ten Film nach Kar­ten für Vor­füh­run­gen, und eben­so vie­le erkun­di­gen sich nach Mög­lich­kei­ten für Koope­ra­tio­nen bzw. möch­ten den atmo­sphä­ri­schen Saal für Events wie Geburts­ta­ge, Sil­ber­hoch­zei­ten oder Ver­eins­tref­fen mie­ten. „Das ist schön, aber wir wer­den uns das ers­te Jahr defi­ni­tiv dar­auf kon­zen­trie­ren, hier Kino zu machen. Es muss klar sein, das Méliès ist ein Kino“, erklärt Tel­ke Reeck, Geschäfts­füh­re­rin des Lumiè­re, die in die­ser Funk­ti­on auch das Méliès lei­ten wird, denn das neue Kino ist orga­ni­sa­to­risch an Göt­tin­gens eta­blier­tes Pro­gramm­ki­no Lumiè­re ange­schlos­sen.
„Für uns bie­tet das die Mög­lich­keit, den Cha­rak­ter des Lumiè­re als Ort für Koope­ra­tio­nen, Doku­men­ta­tio­nen und poli­ti­sche Fil­me noch aus­zu­bau­en, wäh­rend wir im Méliès eher den geho­be­nen Art­haus-Film Spiel­film bedie­nen wer­den.“
Und das passt, denn das neue Kino ver­dankt sei­nen Namen dem Film­pio­nier Geor­ge Méliès, der als Ers­ter Varie­té- und Thea­ter­vor­füh­run­gen abfilm­te und das Poten­zi­al des Medi­ums erkann­te. Sei­nen bekann­tes­ten Spiel­film „Rei­se zum Mond“ dreh­te er übri­gens 1902 – dem sel­ben Jahr in dem in Göt­tin­gen mit dem Bau der nun neu gestal­te­ten Kir­che begon­nen wur­de. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: www.lumiere.de

 

Tel­ke Reeck

Spon­so­ring durch die Volks­bank Kas­sel Göt­tin­gen:

Hans-Chris­ti­an Reuß, Mit­glied des Vor­stan­des der Volks­bank Kas­sel Göt­tin­gen

„Als Genos­sen­schafts­bank leben wir in und von der Regi­on. Wir sind hier und wol­len den Men­schen auch wie­der etwas zurück­ge­ben. Dabei leben wir die DNA einer Genos­sen­schafts­bank: Was einer allein nicht schafft, dass ver­mö­gen vie­le gemein­sam. Des­halb enga­gie­ren wir uns Jahr für Jahr in vie­len Berei­chen – so auch im kul­tu­rel­len Bereich. Der Bedarf an einem anspruchs­vol­len Pro­gramm­ki­no in Göt­tin­gen und das ehren­amt­li­che Enga­ge­ment der Film­kunst­freun­de haben uns über­zeugt.“